Dichter im Dienst

Der AI-Assistent von WordPress fordert mich fast täglich auf, mehr Kontext über den Dichter und sein Gedicht zu liefern, damit die Leser die Bedeutung des Gedichts besser würdigen können. Hier also einmal eine Strophe aus dem Werk des großen russischen Dichters Alexander Puschkin mit ganz viel Kontext. Mal sehen, ob die Artificial Intelligence heute zufrieden ist. (Mal sehn, ob sie merkt, dass ich hier über sie rede, ha!). Gefunden habe ich die Strophe mit Kontext in dem Aufsatz von Andrej Soldatow und Irina Borogan: Der Angreifer von außen. Wie in sowjetischen Schulbüchern ein unkriegerisches Imperium konstruiert wurde, aus der Ausgabe 183 der österreichischen Zeitschrift wespennest (November 2022).

Kampf gegen die Barbaren

Der Geschichtsunterricht über das 19. Jahrhundert wurde von zwei großen Narrativen dominiert: dem Überfall Napoleons und dem gescheiterten, aber glorreichen Dekabristenaufstand sowie der Entstehung einer revolutionären Bewegung in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. Die lange und schreckliche Unterjochung des Kaukasus fand vor allem in der Lyrik der russischen Dichter Puschkin und Lermontow einen Ausdruck. Beide begeisterten sich für die russischen militärischen Heldentaten. Nehmen wir Puschkins Poem Der Gefangene im Kaukasus:

Besinge auch die hehre Stunde, 
Da Schlachten witternd und Gefahr
Zum Kaukasus dem Höllenschlunde
Hinstürzte unser Doppelaar.
Da in des Tereks graue Wellen
Der erste Schlachtendonner traf
Und er vor Rußlands Trommelfellen
Erschrocken fuhr aus langem Schlaf.

(Ich füge hier den russischen Originaltext ein – des Satzzusammenhangs wegen, den die zitierte Übersetzung nicht genau einhält, um ein paar Zeilen verlängert. Darunter die automatische Übersetzung von Deepl.)

И воспою тот славный час,
Когда, почуя бой кровавый,
На негодующий Кавказ
Подъялся наш орел двуглавый;
Когда на Тереке седом
Впервые грянул битвы гром
И грохот русских барабанов,
И в сече, с дерзостным челом,
Явился пылкий Цицианов;
Тебя я воспою, герой,
О Котляревский, бич Кавказа!

Ich werde von jener glorreichen Stunde singen,
Als ich die blutige Schlacht roch,
Als unser zweiköpfiger Adler
Unser zweiköpfiger Adler aufstieg;
Als auf dem grauen Terek
Als zum ersten Mal der Donner der Schlacht ertönte
Und das Rasseln der russischen Trommeln,
Und im Kampf, mit kühner Stirn,
Der glühende Zizianow erschien;
Ich werde dich preisen, Held,
O Kotljarewski, Geißel des Kaukasus!

(Weiter im Text bzw. Kontext der beiden Autoren)

Das unermesslich große Territorium hinter dem Ural, Sibirien, war nach offiziellen Angaben vorwiegend von Wilden und Barbaren bevölkert, sodass seine Einverleibung ebenfalls nicht als echte Invasion bezeichnet werden könne. Russische Autoren und Künstler waren an dieser Geschichte kaum interessiert.

Schlimmer noch, die russischen Zaren erdachten die «Katorga», das System harter Strafarbeit im Russischen Reich, das für dieses Territorium symbolisch wurde. Und tatsächlich entwickelte sich Sibirien zu einem so schrecklichen Ort für Gefangene und Verbannte, dass sich in der russischen Gesellschaft ein merkwürdiger psychologischer Effekt herausbildete – die Vermeidung der Erwähnung Sibiriens um jeden Preis. Dabei ist bemerkenswert, welches Wort in den russischen Schulen für die Beschreibung der Kolonisierung dieses Landes verwendet wird – Unterwerfung Sibiriens. Allein hier gesteht die russische offizielle Geschichtsschreibung die Unterwerfung eines Territoriums ein, doch wird diese Unterwerfung von der Öffentlichkeit als Urbarmachung der rauen und grausamen Natur Sibiriens verstanden, nicht als Unterwerfung der vielen indigenen Völker, die es bewohnten.

Die blutige Eroberung Zentralasiens wurde völlig übersehen oder falsch dargestellt. Der russische Künstler Wassili Wereschtschagin (1842-1904) war Augenzeuge der russischen Eroberung Zentralasiens. 1871 malte er «Die Apotheose des Kriegs» – einen Schädelhaufen vor den Mauern einer asiatischen Stadt. Das Gemälde war «allen Eroberern der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft» gewidmet und galt als eines der einprägsamsten Antikriegsgemälde der Weltgeschichte. Die russische Eroberung war tatsächlich blutig und brutal – doch zeigt das Gemälde nicht die russischen Soldatenopfer, sondern die der asiatischen Despoten wie Timur. Anstatt also eine Kritik der russischen Invasion zu sein, verurteilt das Gemälde die asiatische Barbarei.

Aus: wespennest. zeitschrift für brauchbare texte und bilder, Nr. 183, November 2022, S. 62. – Die Übersetzung aus Puschkins Verserzählung stammt von Adolf Seubert, aus: Alexander Puschkin: Der gefangene im Kaukasus. Leipzig: Reclam, 1873.

Einband einer sowjetischen Puschkinausgabe von 1949

Hier noch das AI-Urteil.

The content provides historical context and excerpts from Alexander Pushkin’s poem „The Prisoner in the Caucasus.“ It also discusses the narratives dominating the 19th century history lessons in Russia and the colonization of Siberia. In addition, it mentions the overlooked or misrepresented bloody conquest of Central Asia by Russia.

To improve the content:

1. Consider providing a brief introduction about Alexander Pushkin and his significance as a Russian poet.

2. Clarify the connection between the historical narratives and the poem „The Prisoner in the Caucasus.“

3. Expand on the impact of Pushkin and Lermontov’s poetry on the perception of Russian military heroism.

4. Elaborate on the significance of Siberia’s colonization and the psychological effect it had on Russian society.

5. Provide more details about the Russian conquest of Central Asia and its consequences.

Overall, the content about Alexander Pushkin and the historical context is informative but could benefit from further elaboration and clarity.

3 Comments on “Dichter im Dienst

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