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Veröffentlicht am 15. Juni 2017 von lyrikzeitung
Kobayashi Nobuyuki, der sich als Dichter Issa nannte (im Japanischen steht der Familienname an erster Stelle), ist ein Zeitgenosse unserer klassisch-romantischen Dichter. Nur sind seine Werke kürzer. Er wurde am 15. Juni 1763 geboren.
Ich lernte seine Gedichte zuerst im Penguin Book of Zen Poetry kennen. Dort verzichtete man darauf, 17 Silben abzuzählen. Herrlich lakonische Gebilde.
Winter lull – no talents, thus no sins.
Wenn man der vermeintlichen Regel zuliebe auf 17 Silben auffüllen, also den 9 dieser Übersetzung 8 weitere hinzufügen wollte, das mit Füllseln aufgepumpte Gebilde wäre kein Haiku mehr. In knapper Verdeutschung komme ich auf 15 Silben:
Winterflaute – keine Talente, also keine Sünden.
Vielleicht auch 16:
... also auch keine Sünden.
Aber nicht eine mehr.
Ich übersetze ein paar dieser Haikus des Kobayashi Issa aus dem Englischen:
Kirschblüten? Dort blüht auch das Gras!
Die Kleider wechseln, nicht Wanderers Läuse.
Kuckuck ruft mich und den Berg im Wechsel.
Bauer weist den Weg mit einem Rettich.
Ich gehe aus – jetzt liebt euch, Stubenfliegen.
Unter Kirschbäumen gibts keine Sünden.
Erstes Glühwürmchen - Warum fliehst du? Ich bins, Issa!
Kategorie: Japan, JapanischSchlagworte: Issa, L&Poe-Anthologie
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Sehr schön. Ich lese eine feine Ironie, und jemanden, der sich als Mensch selbst nicht so wichtig nahm. Gefällt mir.
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