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Veröffentlicht am 6. Januar 2017 von lyrikzeitung
poet nr. 21. Literaturmagazin. Hg. Andreas Heidtmann. Leipzig (poetenladen) Herbst 2016. 252 S., 9.80 Euro. Besprochen hier von Alexandru Bulucz. Auszug:
Die Rubrik Lyrik eröffnet der stille amerikanische Poet Keith Waldrop. Fünf der sechs Gedichte übersetzte Jan Kuhlbrodt, eines – „Archipelago“ – Peggy Neidel. Kuhlbrodt folgt dabei mehr dem Sinn als der Wörtlichkeit des Originals. Aus „In the still oft he night, in bed with your only wife“ wird z.B. „In stiller Nacht und monogamen Betten“ (The Still of the Night – In der Stille der Nacht). Oder: Enden alle Strophen des Gedichts „Unlistened“ im Original mit der Zeile „Silence“, enden sie in der Übersetzung mal mit „Ruhig wird“, mal mit „Wird ruhig“. Eine einzige Strophe endet mir „Ruhig“. Das liegt an den im Englischen verwendeten Subjunktionen und Konjunktionen „while“, „though“, „but“, „as“ und „and“ und daran, dass die englische anders als die deutsche Sprache keine durchgängige Verbzweitstellungs-Regel mehr kennt. Trotz solcher und anderer Schwierigkeiten gelingt es beiden Übersetzern, Waldrops Stimme auch im Deutschen zu bewahren. Eine Stimme, die keine Effektheischerei kennt, sondern nur Diskretion, Stille und Zurückhaltung, und die um ihre Endlichkeit weiß. Im Gedicht „Der Wind lacht“ wird die Endlichkeit vom ständig wehenden und sie ignorierenden Wind kontrastiert. Ob zum Lunch, Dinner oder Frühstück: „der Wind lacht“. Und nur angesichts von Episoden der Unendlichkeit befugt uns das Ich, es zu wecken. Ansonsten gilt es: „Nicht stören“.
Kategorie: Englisch, USASchlagworte: Alexandru Bulucz, Jan Kuhlbrodt, Keith Waldrop, Peggy Neidel
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Zu „Stiller Poet“: E in einfühlsamer Kommentar; leider mit einem linguistischen Fehler: Im Englischen gibt es grundsätzlich keine Verbzweitstellungsregel; sie ist lediglich im Deutschen vorhanden und führt bei anglophonen Sprechern zu entsprechenden Interferenzen: “ Gestern ich habe sie am Bahnhof gesehen.“
Lutz Götze
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