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Wall hat seit seinem Erstling mit Nachrichten „aus der Pendlerprovinz“ („Ringsherum Schnee“, 1987) 20 Gedicht- und Prosabände veröffentlicht, einer schöner und gehaltvoller als der andere, und doch muss man der literarischen Öffentlichkeit immer wieder aufs Neue sagen, was sie an diesem Einzelgänger hat, der sich nach Gemeinschaft sehnt und sich ihrer, reisend, auch versichert.
Besonders deutlich zeigen sich seine weit gestreuten Interessen in der Zusammenschau der verstreut publizierten Aufsätze, Glossen und Reportagen. In seinem jüngsten Prosaband, „Kleines Gepäck“, versammelt er Berichte aus 15 Jahren und 16 Ländern, für die er den Fährten von Antonin Artaud und Ivo Andrič, James Joyce und Bruno Schulz, Petr Bezruč und Bohumila Grögerová, Miguel Torga und Federico García Lorca gefolgt ist. Zwischendurch besucht er Hans Wollschläger und Wolf Suschitzky, erinnert sich an eine Wirtshauslesung von Franz Kain (die ihn in seine Jugend und noch weiter zurück in den Partisanenkampf im Ausseer Land katapultiert), liest aus den Altersfotos österreichischer Spanienkämpfer deren wechselhafte Biografien heraus und nimmt die politischen Wandmalereien in der sardischen Ortschaft Orgosolo zum Anlass, noch andere Ausdrucksformen einer jahrhundertelang marginalisierten Kultur zu würdigen. / Erich Hackl, Die Presse 7.12.
Richard Wall
Kleines Gepäck
Unterwegs in einem anderen Europa. Prosa. 278 S., brosch., €19 (Kitab Verlag, Klagenfurt)
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