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Einem Stoß übereinander gestapelter Manuskripte vergleichbar, bieten Reineckes Montagen Textausschnitte, die von andern Textausschnitten überlappt werden. Auf diese Weise entsteht, in gesuchtem Kontrast zum klassischen Cento, kein kontinuierlicher Fließtext, sondern ein Text mit dauernden Abbrüchen und Neueinsätzen. Die Bruchstellen sind allerdings kaum zu bemerken; allenfalls markieren minimale syntaktische Verwerfungen den fragmentarischen Charakter des Textes.
Trotz ihrer Sprünge wirken Reineckes Montagen niemals willkürlich oder beliebig; sie folgen einer assoziativen Logik, die suggestiv mit ihrem déjà vu spielt. Dem Leser begegnen die Figuren einer prächtigen barocken Rhetorik, poetische Bilder, die wie Wolken Gestalt annehmen und sich wieder auflösen, aber auch abgebrochene Reden, verstört und stammelnd wie die Zeilen des späten Hölderlin. Einmal wird mit stärkstem Effekt die Schlusszeile eines Gedichts aufgenommen und mit einer winzigen Variante als eigenständiger Text wiederholt. Das wirkt wie ein Einspruch gegen das Vergessen, eine Beschwörung dessen, was sich in den Texten unaufhörlich zeigt, um ebenso unaufhörlich zu verschwinden. Reineckes poetisches Verfahren scheint mir auf der Höhe der Zeit; seine fragmentarischen Rekonstruktionen wirken wie ein Abgesang auf das Versinken einer literarischen Überlieferung, der Epilog eines Poeten, dem der ganze Reichtum dieser Tradition noch einmal zu Gebote steht und der sie zugleich beschwört und deutlich macht, dass ihre Sprache unwiederholbar ist. / Jürgen Buchmann, poetenladen
Bertram Reinecke
Sleutel voor de hoogduitse Spraakkunst
roughbook 019
Herausgegeben von Ulf Stolterfoht
Editon Urs Engeler 2012
nein nein, ich mag den fritz selber gern lesen
und den bertram auch:
„Wie Hinken hängt dies flatternde Wühlen“
z.b. fetzt doch wohl phonetisch und metrisch
es ist nur dieses zusammenspiel aus:
‚auf der höhe der zeit und klassisch
aber eben nicht doch, doch nicht, eher so:
von einem nerd in 200 jahren wiederzuentdecken
trotzdem aber auf der höhe der zeit‘
find ich einfach ungeschickt.
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o es gibt viele schöne zeilen beim späten hölderlin: „narzissen ranunklen und Syringen aus persien … gezogen perlenfarb“, „bauen möcht // und neu errichten“ „es fehlet aber das geld, denn zuviel ist ausgegeben heute“ „politisch sorgen herzungewisse“, „klopstock gestorben am jahrtausend“ „immer, liebes! gehet / Die Erd und der Himmel hält.“ ich könnt jetzt ne stunde weiterschreiben. war der auf der höhe der zeitz? über zeitgeist schrieb er als staatlich anerkannter geisteskranker: „so wie der wechsel ist, ist übrig vieles wahre, daß dauer kommt in die verschiednen jahre.“ und über den schnee: „wenn blaicher schnee verschönert die gefilde“, das fällt mir jeden winter ein, wenn ichs seh. haltbare zeilen nenn ich das. nicht bei jedem dichter würden mir so viele davon einfallen.
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„…wie die Zeilen des späten Hölderlin.“
und
„…scheint mir auf der Höhe der Zeit;“
schrecken mich eher ab, als mich zu locken.
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