Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Der Titel „Nicanor Parras metalyrische Gedichte als Kommentar zur ‚Weltsprache‘ einer Antipoesie“ eröffnet eine dreifache Fragestellung: zum Ersten ist da die Frage nach der Produktivität von Metalyrik für die Diskussion von Poetizitätskriterien. Zum Zweiten die Frage nach Eigenschaften einer Gedichtsprache in Abgrenzung zur Alltagssprache und zum Dritten die Frage nach einer Systematisierung von Verstößen gegen lyrische Konventionen. Dies soll vor dem Hintergrund Parras so genannter Antipoesie erörtert werden.
Parra wurde 1918 in Chile geboren. Mit seiner Gedichtsammlung „Poemas y antipoemas“ von 1954 gelang ihm der literarische Durchbruch. Für die chilenische Lyrik und die gesamte Literaturgeschichte Lateinamerikas ist diese Publikation ein markanter Einschnitt. Der Band ist in drei Sektionen unterteilt: die „Poemas“, die so genannten „Poemas de transición“ und die „Antipoemas“. Parra setzt sich mit seinen „Antipoemas“ von lyriktypischen Kompositionen ab, wie sie in jener Zeit in Chile verbreitet waren. Insbesondere Vicente Huidobro, Pablo de Rokha und Pablo Neruda sind Zielscheiben seiner Gedichte. In dem Gedicht „Manifiesto“ verflucht er diese drei als „kleinen Gott“, „Heilige Kuh“ und „wütenden Stier“. Auch Jorge Luis Borges bleibt in einem späteren „Antipoema“ von Seitenhieben nicht verschont. In Anspielung auf ein bekanntes, auf Englisch verfasstes Gedicht des magischen Realisten heißt es bei Parra: man solle doch bei Borges bleiben, er biete die Erinnerung an eine gelbe Rose, betrachtet bei der Dämmerung. / Nils Bernstein, literaturkritik.de
ich muß doch jetzt nicht ernsthaft einen germanistischen essay über die trinität von GEFÜHL – GEGENSTAND – GEIST schreiben und dazu noch erklären, was das wort „ich“ in einem metalyrischen text bedeutet, oder? zumal die konventionelle bedeutung der wörter „bin“ und „ich“ im verbund mit den restlichen 3-buchstabigen WÖRTERN der folgenden zeilen (ich sehe da keine zeilenumbrüche! oder gibt es irgendwo trennungszeichen???) sowieso schon ad absurdum geführt ist. die sogenannte „selbstbezüglichkeit“ liegt im auge des betrachters, wer nicht mehr rausholen kann, der lässt eben drin, was drin lauert…
LikeLike
ich spreche jetzt mal pauschal, ungerecht und im plural, wenn ich frage: warum ihr immer so autoritär sprecht und immer alles erklären müßt?
LikeLike
da ich der AUTOR bin, MUSS ich „autoritär“ sprechen, so einfach kann die logik sein 😛 …und überhaupt: mir is das sowas von wurscht, ich lebe jenseits der privaten apokalypse und unterhalte mich sowieso nur mit meinem monitor !!! ich KANN wenigstens „erklären“, was ich warum schreibe, und solange es leser gibt, die nicht nur intellektual fachsimpeln sondern GEIST & GEFÜHL kombinieren, ergibt sich der GEGENSTAND DER BEGIERDE quasi von selbst. das war jetzt auch autoritär, oder was!!!!!! IHR SEID DOCH ALLE POLIZISTEN !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 🙂 🙂 🙂 🙂
LikeLike
sorry, lieber autor: wer so anfängt: „ich muß doch jetzt nicht ernsthaft einen germanistischen essay über die trinität von GEFÜHL – GEGENSTAND – GEIST schreiben und dazu noch erklären, was das wort „ich“ …“
der spricht in meinen augen weniger wie ein autor denn wie ein polizist – dein wort – „ich erkläre euch mal, wie das ist“
das ist in meinen ohren nicht so sehr anders wie neulich der andere dichter, der hier sagte:
„ich könnte versuchen zu zeigen, daß… der zitierte satz auf einem weitverbreiteten folgenreichen denkfehler fußt“
(denkpolizist)
(und wenn einer was einwirft, beschimpfst du ihn als polizisten, das höre ich hier auch nicht zum erstenmal von dir.
natürlich darfst du machen was du willst, und ich auch. hugh!
LikeLike
ich dachte das polizisten-zitat von brinkmann sei in fachkreisen bekannt und im kombipack mit lachzeichen (selbst)ironisch-humoresk zu deuten. tut mir leid. sollte keine ernstgemeinte beleidigung sein. und wenn, dann mich auTOMatisch inbegriffen, ich bin natürlich der größte polizist, selbstverständlich. MEIN NAME IST AUTOR UND ICH BELEIDIGE DIE BUCHSTABEN MIT JEDEM WORT, DAS NICHT DAS WORT „WORT“ SELBER IST. oh, dabei fääääääääääääääällt mir doch glatt schon wieder ein bierernstes pseudo-„konkretes“ gedicht ein:
wort wort wort
wart wart wart
ich ich ich ich
koooOMmme
titel? hm…. vielleicht einfach: „DIE AUTORITÄT DER BUCHSTABEN“. ja doch, das passt schon. für ein fachmagazin allemale 🙂
LikeLike
Aah, so garstig war es nicht gemeint! Zumal… ich dachte, es sei ein humoristischer Einfall gewesen, Dein Beitrag. Und dass es erlaubt wäre, sich spielerisch zu empören. Und überhaupt und sowieso.
Und außerdem! Vielleicht sollte ich mir zukünftig angewöhnen, Smileys einzubauen.
Auf den Essay hingegen hätt ich Lust. Ich biete an, ein philosophisches* Pendant zu verfassen. Und dann rangeln wir miteinander!
PS: Mein anderer Kommentar scheint im gerechten Zorn verschluckt worden zu sein? Der unter Deinem neuropoelitischen Streich!
___
*Ich definiere es einfach als solches. Wer will mir das verargen?
So. Und jetzt muss ich los zur Uni. Kritik der reinen Vernunft wartet auf mich.
LikeLike
verehrtes fräulein christiane, ich habe es nicht als garstig empfunden sondern als sehr erfrischend und erlaube mir lediglich, mit derselben vehemenz zu reagieren, die ihrer geistigen trunkenheit gebürt, wobei ich damit keineswegs den anfänglichen alkoholeinsatz verherrlichen will, obwohl der ihrer klarheit und ihrem mut keinen abbruch tat, sondern im gegenteil: die erhabene trunkenheit der wahrheitsverliebten, die ich hier spüre und wertschätze und die wohl kaum einen prozent weniger intensität von mir abverlangt als sie selbst bereit ist, aufs SPIEL zu setZEN 😛 helaaaaaaaaaaaf!!!!!!!!!!!!!!!!!! nebenbei: unter http://www.DirekteDichtung.de findest du 2 meiner schriften unter pseudonymen, die auf das ICH und seine WAHR-nehmung bezug nehmen. und unter uns: prinzipiell funktioniert mein G&GN-institut immer in 1 rutsch SOWOHL als humoristische parodie des germanistischen standards ALS AUCH als authentischer ausdruck meiner inspiration als poet. so entstand auch das metagedicht „DIE GROßE FRAGE“ zugleich aus einer verspielten spontanen laune wie auch im vollen bewußtsein meiner schuldfähigkeit. ICH BEKENNE MICH DOPPELT SCHULDIG: 1) DES BIEDEREN ERNSTES AN DER SACHE UND 2) DES BÖSARTIGEN HUMORS IM UMGANG MIT DERSELBEN. die kritik der kritischen vernunft wartet gleich um die ecke, wo sie im dunkeln der sackgasse mit der KRITISCHEN UNVERNUNFT knutscht. aber das gehört beiläufig in die glutenkiste 🙂 :-O 😡 :-] …lieber monitor, bitte schick mir zweimal die zahl 42, um den sinn in sich selbst zu spiegeln!!!
LikeLike
Lieber Tom.
Garstig hin oder her. An der Versöhnung ist das Beste der Streit. Zu einem Freund meinte ich neulich: wir sollten uns öfter missverstehen! Und so hier. So jung. Wie Du mich nun anscheinend einschätzt, darf ich sogar noch mit dem Fuß aufstampfen und rufen: „Nahaaain!! Ich meine den aaaaaandern Kommentaaaaaar.“
Ha! Jung. Und betrunken. Und wahrheitsverliebt. Und jetzt nur noch halten: diese Höhe.
(Übrigens: Wenn lesen schön macht, macht antiautoritäre Erziehung hässlich. Q.e.f.)
LikeLike
Tom de Toys, 2.+3.6.2011 (21:44+8:11h)
DIE GROßE FRAGE
(GEIST & GEFÜHL)
BIN
ICH
LIT
ERA
TUR
(c) http://www.meTALyrik.de
LikeLike
Aahh. Bitte nicht! Dann bestehe ich darauf, zwischen Poetizitätsmerkmalen und Qualitätsmerkmalen (die Benennung derselben wird noch immer als Doktorarbeit vergeben, wegen dürftiger Aussichten auf Erfolg) zu unterscheiden. Ich finde: Selbstbezüglichkeit schafft noch lange keinen guten Text. Ebensowenig wie Zeilenumbrüche etc.
Wenn schon meta und immer wieder meta, dann schon mindestens ein Gedicht, das eine neue Wortart oder Zeitform ein- und vorführt, DAS täte mir gefallen. Jawohl!
SOWAS hingegen ist Mist! => Vorwort und 17 Leerzeichen:
(Urheberrechte liegen aber trotzdem mir, für alle Fälle…)
LikeLike
garnicht so einfach mit copyright für leerzeichen: wordpress schluckt sie einfach unbarmherzig.
LikeLike
Ja. WordPress tat, was sich hier sonst keiner zutraut: es interpretierte.
LikeLike
http://www.meTALyrik.de = Metalyrik ist immer auch eine MENTAL-Lyrik, da sie ÜBER das Schreiben, Sprechen, Denken REFLEKTIERT und die Literatur nach sich selbst befragt: „Bin ich Literatur?“ könnte sogesehen schon als 3-Wort-Metagedicht gelten – „BIN / ICH / LITERATUR“ !!! Metalyrik enthält manchmal nur eine einzige Zeile, die auf ihre metapoetologische Ambition hinweist, aber genau diese Zeile trägt dann den GEIST und die GEFÜHLE in den Zeilen drumherum wie eine heimliche Mitte, das windstille Zentrum des Orkans, das sich in seiner Selbstbespiegelung selbst auflöst, und dabei alles drumherum mitreißt, so daß das Gedicht bis in eine totale Selbstverneinung oder aber auch Selbsterhöhung getrieben wird…
LikeLike
vgl. Stéphane Mallarmé:
À la nue accablante tu
Basse de basalte et de laves
À même les échos esclaves
Par une trompe sans vertu
Quel sépulcral naufrage (tu
Le sais, écume, mais y baves)
Suprême une entre les épaves
Abolit le mât dévêtu
Ou cela que furibond faute
De quelque perdition haute
Tout l’abîme vain éployé
Dans le si blanc cheveu qui traîne
Avarement aura noyé
Le flanc enfant d’une sirène
LikeLike
ganz lieben dank für diesen wundervollen hinweis! gibt es das auch in deutsch übersetzt? mein französisch ist mittlerweile einfach flöten gegangen… ICH WÜRDE ES RIESIG GERN VERSTEHEN !!!!!
LikeLike
in der übertragung von carl fischer, in mallarmé, sämtliche gedichte frz u dt. darmstadt: wiss. buchgesellschaft 1984, S. 151:
An schwerer wolke träger last
Aus lavablöcken und basalten
Wo keine echo je erschallten
Dem horn des dumpfer ton verblaßt
Welch untergang (o schaum du hast
Was du erschaut für dich behalten)
Als heiligstes da trümmer prallten
Riß ihn hinab den nackten mast
Vielleicht ein andres · wilden mutes
Um den verlust des höchsten gutes
Und der vernichtung die mißlang
In weißen haares leichter ranke
Aus ungestillter gier verschlang
Des jungen meerweibs schuppenflanke.
(klingt nach george, ist aber aus carl fischers erster gesamtübersetzung von 1956. eine ziemlich andere übersetzung auch von carl fischer in mallarmé: sämtliche dichtungen. hanser 1992)
LikeLike
hier noch eine übertragung von walter naumann, die mir sehr brauchbar zum nachvollziehen des originals erscheint:
Der lastenden Wolke [wird es] verschwiegen,
die niedrig [ist] aus Basalt und aus Lavamassen,
unmittelbar von den sklavischen Echos
[wird es verschwiegen] von einer Tuba ohne Kraft,
was für ein grabeshafter Schiffbruch (du
weißt es, Schaum, doch speiest darauf)
jenen einen höchsten unter den Trümmern des Wracks,
den entkleideten Mast, vernichtet,
oder dieses [wird verschwiegen], daß rasend, weil nicht
irgend [solch] ein hoher Untergang [stattfindet],
der ganze eitle Abgrund, ausgespreitet,
in dem so weißen Haar, das dahinschwimmt,
aus [schierem] Geiz ertränkt haben wird
den kindlichen Leib einer Sirene.
LikeLike
guten morgen aus neukölle alaaf (die obszönen kirchenglocken um 8 und jetzt grad wieder um 10 machen mich schlichtweg überkompensatorisch hyperaktief kreativ, um nicht gegen die heiligen väter der nation zu fluchen) und helau!!! beim ersten kaffe heute morgen um 5 entdeckte ich zufällig in der unveröffentlichten sammlung all meiner kurzgedichte MEIN ALLERERSTES METALYRISCHES 3-wort-gedicht, ich schwöre, ich hatte es vergessen! ist nicht spektakulär, aber es beweist, daß wir in einer superpoetischen welt leben, in der ziemlich oft in lyrischer sprache gesprochen wird. ich meine das so: man könnte doch mal nach und nach ALLE redewendungen aus metapoetischer sicht lyrisch „rehabilitieren“, indem man die richtigen titel zu ihnen erfindet. ab dann kann man solch eine redewendung immer als „zitat“ benutZEN 😛 ja, so macht das reden spaaaaaaaß!!!!!!! HIER das poem als collage auf einem brandneuen berliner foto, das den aktuellen stand der brückenbaustelle am eingang zu Alt-Stralau zeigt (diesmal auch für NICHT-fb-mitglieder, weil in der G&GN-institutsgruppe publiziert: http://www.FAKEBOOM.de), die durchwahl:
LikeLike