102. Poesielabel Perplex

Das Verschwinden der Poesie aus den Zeitungen beklagen David Vajda und Tobias Heitzer, das Vermodern von Gedichten auf Blogs ist ihnen zuwider. „Das Wort an sich zählt“, sagt Letzterer. Gedichte müssen vorgetragen werden, finden sie. Sie sind auf der Suche nach einer zeitgenössischen Präsentationsform für das am schwersten zu vermittelnde literarische Genre: die Lyrik. Dabei denken die beiden Studenten nicht an klassische Lesungen, etwa in Buchläden – etwas höher muss der Glamourfaktor schon sein.

Sie haben keinen Verlag gegründet, über den sie Liebhabereditionen ihrer Werke herausgeben, sondern ein Poesielabel mit dem Namen „Perplex“. „Wir wollen eine Plattform für Junglyriker sein“, sagt Tobias. Im Dezember 2008 kam ihm und Vajda die Idee, mit der sie mit einer Lesung im Dezember 2009 an die Öffentlichkeit traten. / zeitjung.de

7 Comments on “102. Poesielabel Perplex

  1. Pingback: 165. Das “ekstatisch-empirisch-esoterische mOMent” der Direkten Dichtung oder: Das Scheinparadoxon der Jülicher Transrealistik (EEE-Teil 1) « Lyrikzeitung & Poetry News

  2. 🙂 haarscharf richtig, lieber doktore. bin außerdem froh daß du mich leibhaftig kennst und weißt daß meine gerngespielte „aggressive“ note EINZIG UND ALLEIN dazu dienen soll, die ernstgemeinte diskussion anzuregen… ernst hat soooo viel mit authentizität und spontaneität und der freiheit zur plötzlichen experimentellen meinung ohne reflexion zu tun (denn das „unbewußte“ wird dadurch eher überbewußt, um erst DANACH KORREKT SORTIERT zu werden!!!), das wird bei aller übervorsicht und dem austrocknen & ausstopfen eigener schäfchen leicht übersehen. und selbst wenn ich ein „echter“ nobelpreisträger wäre: ich bliebe GERADE DANN der lyrikzeitung mit meiner „schnoddrigen“ direkten art treu, denn außer name(n) & ruf habe ich nichts zu verlieren, und auf diese beiden dinge kann ich sowieso sehr gut verzichten 🙂 und vonwegen der esoterik-schimpfe (jedenfalls vermute ich, daß das NICHT als lob gemeint war): ich lese dadurch inspiriert mal wieder im buch „Esoterik“ von ANTOINE FAIVRE, um wieder aufzufrischen, was der begriff eigentlich bedeutet. bin jetzt angefixt herauszufinden, INWIEWEIT das angeblich „esoterische moment“ der Direkten Dichtung einer wissenschaftlichen prüfung standhält. nicht um herrn winkler in seine schranken zu rufen sondern um das feld exakter zu vermessen, evtl neue zäune zu ziehen, die wei-ZEN und roggen besser voneinander unterscheiden läßt 🙂 keine leichte aufgabe, denn das „esoterische“ moment bei jungautoren ist ja häufig ein ungewollt spätpubertäres „elitäres“ moment, das kryptische metaphern erzeugt, die auch esoterisch anmuten, obwohl sich dahinter „nur“ (nicht abwertend gemeint!)individualpsychologische prozesse verbergen, die -wie ich an andrer stelle schon bemerkte- oft in echter teenager-lyrik BESSER herausgearbeitet sind, jedenfalls aus poesiepädagogischer sicht. also, man kann das alles aus verdammt vielen blickwinkeln betrachten. daß die öffentlichkeit momentan nur einen bestimmten ausschnitt vorzieht, liegt wohl einerseits an einer subtilen latenten kollektivpsychose, die dadurch im verdrängungszustand archiviert wird, aber andererseits auch daran, daß der begriff von „öffentlichtkeit“ selber oft nur auf jenes kollegenspektakel angewandt wird, wo die einen AUF der bühne lesen, während die anderen VOR der bühne lauschen. ich spiele damit auf den zeitungsartikel vor ca 2-3 jahren an, in dem eben dieses phänomen der fehlenden „echten rezipienten“ bei einem jungliteratur-festival im hebbel-hau-theater angeblich auffällig war. (ich war selbst nicht dort, kann es lso nicht selbst beurteilen) soviel für heute. ahoi 🙂

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  3. [Anm. d. Red.: dieser Kommentar von Tom de Toys bezieht sich auf einen gefälschten Kommentar, den ich auf Bitten des echten Namensträgers gelöscht habe. Kinder Kinder! M.G.]

    herr winkelmann, danke für ihre wohlwollende einmischung: DAS ist nämlich EUER ego-problem: ihr müßt in anthologien sein, um zu existieren, weil ihr keine progressiven themen behandelt. mich interessiert „die literatur“ nicht, sie dient mir nur als instrumentarium, um bestimmte bewußtseinsexperimente zu dokumentieren. und es wird sie vielleicht wundern aus ihrem winkel gesehen: es gibt menschen, die tatsächlich dankbar sind für die versprachlichung (und quasi „lyrische verwissenschaftlichung“) von Erweiterten Emotionen, die ansonsten leicht ins psycho-pathologische abdriften. ich empfinde das seelische HEILUNGSPOTENZIAL von poesie kollektiv relevant, nicht die ästhetische winkelausmessungsmanie… was da gern mit unterschwelliger schadenfreude als neid bezeichnet wird, sagt mehr über die winkelstrategen aus als über den verwinkelten 🙂 aber spaß beiseite: jeder von uns beackert ein anderes feld, und ich sehe die gesamtheit der poetischen entfaltung als spannenden spiegel der gesellschaft in all ihren facetten. leider ist der psychologische blickwinkel auf die kunst zur zeit kein trend, aber ich prophezeie ihnen da eine baldige kehrtwende, und DANN werden so einige mogelpackungen von ihrer eigenen hohlheit implodieren und schwarze löcher entstehen. sein sie froh, wenn sie nicht zu jenen gehören sondern seelisch stabil genug sind, um den eigenen untergang zu überleben und siich neu zu erfinden. DAS machen die esoteriker jeden morgen aufs neue. eine schöne übung nebenbei 🙂

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    • Lieber Tom,
      ich danke dir für den Satz „jeder von uns beackert ein anderes feld, und ich sehe die gesamtheit der poetischen entfaltung als spannenden spiegel der gesellschaft in all ihren facetten.“. Eine gute Beschreibung des Programms der Lyrikzeitung, die tatsächlich dieses vielfältige und spannende Feld nicht beackern sondern beobachten und archivieren will. Da soll auch in Zukunft Platz für gleich mehrere Heidelberger, Leipziger, Berliner, Jülicher oder Eifelsche usf Poetiken und Poeten sein.

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    • [Teile dieses Kommentars von Ron Winkler habe ich auf seine Bitte gelöscht, da sie sich auf einen überholten Sachstand im Zusammenhang mit einem gefälschten Kommentar angeblich von R.W. beziehen. Den letzten Satz darf ich vielleicht stehenlassen, weil die WIR-Aussage ja vielleicht von allgemeinerem Interesse ist? Anm. M.G.]:
      Abgesehen davon: ich muss in keiner Anthologie sein, um zu existieren. Aber eins stimmt: WIR sind alle regressiv. Und Themen behandeln WIR überhaupt keine, schon gar keine tollen.

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  4. und was is das besondere daran? oder wiederholt sich einfach immer nur alles wieder und wieder???? wir brauchen keine konferenz der tiere sondern der dichter. ALLER. ja doch: ich setz mich gerne mit allen aus sämtlichen klüngeln an einen runden tisch, die sich nicht schämen, mit MIR an einem tisch zu sitZen. ich spreche für mich alleine. ich BIN ein ganzes institut. gäbe es doch noch mehr INDIVIDUELLE institute, mein herz würde jubelieren! und dann wird SOLANGE bei tisch geschwiegen, bis in der mitte ein bewußtseinshologramm sichtbar wird, auf dem eine vision geschrieben steht. wer würde das durchhalten? auf den kollektiven schatten warten, den es zu integrieren gilt, das verdrängte große… denn die LEUCHTKRAFT DER LITERATUR ist etwas völlig anderes als die stumpfe betriebsamkeit. und momentan gibt es KEINE visionen sondern nur anthologien, die morgen keiner mehr braucht. ob conradi, dumont oder berlin, es fehlt mir bei allen der freiseelische spleen (mit ausnahmen: ein lob auf das massengrab der unbekannten dichter): da werden nur BILDER AUFGETÜRMT. da sind sich kunstszene und literturbetrieb sehr ähnlich: verkauft werden BILDER BILDER BILDER. aber spannend wird es erst HINTER den bildern. ernst meister war so einer. ich red hier nicht für mich. mich gibts sowieso nicht. ich bin eine erfindung meiner selbst! schon bei amtsantritt pressierte ich: toys deshalb, weil JEDER so heißen kann und sollte. fuck the personenkult! fuck the vip-lounge! sich als dichterfürst zu empfinden, kann man erst, wenn man DAS KONZEPT DER FÜRSTENTÜMER SPRENGT! jeder ist ein fürst. aber bei den meisten gleicht das schreiben nur furzen. und furzen ist noch lange kein fur-Zen 🙂

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    • lieber tom: ich würde mich sofort mit dir an einen tisch setzen: aber nicht wegen einer neuen perplexen plattform: davon gibt es genug: lyrik als gesprochenes hintergrundgewaber: mein gott: mit musik: gruß aus sachsen: thomas.

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