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Veröffentlicht am 28. Januar 2010 von lyrikzeitung
Bettina Zweifel war sonst keineswegs in Konventionen gefangen, auch wenn sie vom «Tempel der Ehe» sprach, ein steiles Jungfräulichkeitsgebot verinnerlicht hatte und lange Jahre zwischen Sinnlichkeit und Eros unterschied. …
Sie erweist sich als eminente Leserin und gibt bedenkenswerte Kommentare ab. Man könnte ihre Briefe literatursoziologisch angehen und fragen: Was liest eine gebildete junge Frau in den 1920er und 1930er Jahren? Das Spektrum ist erstaunlich weit. Dass sie emphatisch Tagores Lyrik preist, Storm rühmt und zur «Pflege der Weiblichkeit» sogar die unsägliche Agnes Günther, liegt im Trend jener Jahrzehnte. Sie aber wendet sich darüber hinaus eingehend Freuds Traumdeutung zu und Homers «Odyssee». Sie liest Tolstoi und Kleist, C. F. Meyer, Hofmannsthal, George, Rilke, Regina Ullmann, Cécile Ines Loos, Federer, Spittelers «Imago», André Gide und – sehr früh schon – Kafka. / Beatrice von Matt, NZZ 28.1.
Meinrad und Bettina Inglin: «Alles in mir heisst: Du!» Der Briefwechsel. Ausgewählt, kommentiert und herausgegeben von Marzena Gorecka. Ammann-Verlag, Zürich 2009. 464 S., Fr. 42.90
Kategorie: Deutsch, SchweizSchlagworte: Agnes Günther, Beatrice von Matt, Bettina Inglin, Meinrad Inglin, Rabindranath Tagore, Regina Ullmann, Theodor Storm
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