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Veröffentlicht am 6. November 2009 von lyrikzeitung
WELT ONLINE: In Ihrem Buch „Dojczland“ (deutsch bei Suhrkamp) schreiben Sie aber, Sie hätten die DDR gemocht. Wofür?
Stasiuk: Ich mag die DDR wirklich. Weil sie eine Übergangszone ist, eine Pufferzone zwischen der germanischen und der slawischen Welt. Die Ortsnamen östlich von Berlin – nirgendwo haben sich Slawentum und Germanentum so harmonisch verbunden wie in diesen Namen. Ich mag die DDR, weil sie an Polen erinnert, vielleicht sogar an Russland. Wenn man östlich von Berlin Eisenbahn fährt, steigen solche Typen ein, vor allem unter den Jungen, wie ich sie aus meiner früheren LPG kenne. Die Globalisierung legt sich hier auf wunderbare Weise über Postkommunismus und Provinzialität. Das ist viel interessanter und wirklicher, als die Menschen in Westdeutschland zu betrachten. Die sind einfach langweilig. Sie erinnern an Entwürfe aus der Designer- und Kosmetikwelt. Sie gleichen Schaufensterpuppen. Auch die polnische städtische Mittelklasse nähert sich diesem globalen Fernseh-Outfit immer mehr an.
Kategorie: PolenSchlagworte: Andrzej Stasiuk, DDR
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