1. „Autorenförderung? Hungert sie aus!“ (Neues vom Hoch-F.)

In der FAZ vom 29.4. fordert ein offensichtlich gutdotierter (=wohlgenährter?) Feuilletonschreiber, die Autoren auszuhungern: damit sie bessere Bücher schreiben. Weg mit all den Literaturpreisen! Nur die Steinkohle werde ähnlich subventioniert. Na der muß es wissen. (Mir ist bloß nicht aufgefallen, daß er und seine Kumpane sich für die wirklich hungernden Autoren mal interessiert hätten. Die gibts nämlich auch. Wahrscheinlich sogar in Fränkfört. – Ja Kafka! Von dem lebt doch die ganze Bande.)**

„Büchner-, Kleist-, Breitbach-, Heine- oder Goethe-Preis“, die können bleiben, sagt der Herr. Die andern aber, wie die alle heißen: „Weil das ungleich höhere symbolische Kapital für die auslobende Instanz bei hochtrabender Benennung sogar doppelt zu Buche schlägt***, heißen die Auszeichnungen, wie sie heißen. Um nur einige bekanntere zu nennen: Johann-Peter-Hebel-, Peter-Huchel-, Marie-Luise-Kaschnitz-, Wilhelm-Raabe-, Hermann-Lenz-, Friedrich-Hölderlin-, Friedrich-Hebbel-, Mörike-, Nicolas-Born-, Heinrich-Böll-, Georg-K.-Glaser-, Carl-von-Ossietzky-, Heimito-von-Doderer-, Hilde-Domin-, Georg-Kaiser-, Hugo-Ball-, Wolfgang-Koeppen-, Adelbert-von-Chamisso-, Walter-Kempowski-, Nelly-Sachs-, Uwe-Johnson- oder Jean-Paul-Preis.“

Ja, richtig. Büchner hätte den Büchnerpreis nicht bekommen. Sagte Wolfgang Koeppen, als es noch eine Provokation für die Herrschaften war. Lesen wir richtig: Das Hochfeuilleton möchte seine Blätter nicht mit all dem Literaturmüll verstopfen. Hochfeuilleton und Hochkultur sollen sich gegenseitig feiern. Bayreuth ist ihnen allemal wichtiger als, sagen wir, Staufen (Peter Huchel).

(Freilich, solange der Büchner lebte, in dies Blatt wär er nur auf den politischen Seiten gekommen: „Terrorist immer noch flüchtig“)

**) Zugegeben, ich auch. Aber ich red auch nicht so.

***) Stimmt! Aber dann müßten sie die Dotierung erhöhen, wenn sies ernst meinen.

2 Comments on “1. „Autorenförderung? Hungert sie aus!“ (Neues vom Hoch-F.)

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  2. gut, was auch immer das aufwärmen, dieses döblin gespickten jägerschnitzels veranlasst hat –> da muss der herr redakter aber schon mächtig gedarbt & gehungert haben, dass er höchstselbst das beispiel solch radikaler zeilen erbracht: „Wenn der Literatur nutzt, was den Schriftstellern schadet, dann, liebe Förderfunktionäre und kuchenverdrückendes Literaturhauspublikum: Schadet den Schriftstellern! Hungert sie aus! Macht sie wütend! Was entsteht, wenn unsere brillantesten Autoren auf ihre Worte zurückgeworfen sind, wenn sie Sätze, Bücher, Plots als Waffen im Diskurskrieg begreifen, wenn sie gegen die kaum weniger gewordenen Verlogenheiten des heutigen Staates anschreiben, ungebunden, ungesichert, im Geist des Partisanen – was dann entsteht, das ist es, was wir lesen wollen und was das Zeug hat, die Zeiten zu überdauern.“ guter mann, ihc lad eun mal auf ein stück pustekuchen ein und wir verzehren es in gedenken an kafkas inneren zauberberg! http://www.uni-leipzig.de/Wissensgesellschaft2009/Referenten_Jungen.html

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