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Veröffentlicht am 22. März 2002 von rekalisch
Nach ihrem Selbstmord am 1. Juni 1966 verschwand Inge Müller umgehend aus den Annalen der DDR-Literaturgeschichte. Kurz nach ihrem Tod hatte der Aufbau Verlag den vergeblichen Versuch unternommen, ihre seit 1957/58 entstandenen Gedichte in einer Ausgabe vorzustellen. Für die paranoiden Literaturpolitiker der DDR bedeutete es indes eine Zumutung, eine Selbstmörderin als lyrische Entdeckung präsentieren zu sollen. Dass hier eine Autorin in knappen bitteren Fügungen von traumatischen Erfahrungen des Verlusts und der Angst sprach, brüskierte zudem die verbissenen Positivitäts- und Pathos-Doktrinen der SED-Kulturpolitik. Erst ein Jahrzehnt später gelang es Bernd Jentzsch in der populären Reihe Poesiealbum eine erste kleine Auswahl von 37 Gedichten zu veröffentlichen. Dann dauerte es noch einmal zehn Jahre, bis 1985 Richard Pietraß den poetischen Rang Inge Müllers in dem Auswahlband Wenn ich schon sterben muss demonstrieren durfte – freilich mit extrem schwacher Resonanz. Erst dreißig Jahre nach ihrem Tod erlebte die Dichterin Inge Müller eine Wiedergeburt – dank des Auswahlbandes, den die Schriftstellerin und Literaturhistorikerin Ines Geipel 1996 für den Aufbau Verlag zusammenstellte. / Michael Braun, Freitag 22.3.02
Ines Geipel: „Dann fiel auf einmal der Himmel um.“ Inge Müller – Die Biografie. Henschel Verlag, Berlin 2002, 256 S., 19,90 EUR
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Bernd Jentzsch, Ines Geipel, Inge Müller, Michael Braun, Poesiealbum, Richard Pietraß
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