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Veröffentlicht am 8. Mai 2024 von lyrikzeitung
Ferdinand Raimund
(* 1. Juni 1790 in Wien-Mariahilf; † 5. September 1836 in Pottenstein)
HOBELLIED
Da streiten sich die Leut herum
Oft um den Wert des Glücks,
Der eine heißt den andern dumm,
Am End weiß keiner nix.
Da ist der allerärmste Mann
Dem andern viel zu reich.
Das Schicksal setzt den Hobel an
Und hobelt s' beide gleich.
Die Jugend will halt stets mit G'walt
In allen glücklich sein,
Doch wird man nur ein bissel alt,
Da find' man sich schon drein.
Oft zankt mein Weib mit mir, o Graus!
Das bringt mich nicht in Wut.
Da klopf ich meinen Hobel aus
Und denk, du brummst mir gut.
Zeigt sich der Tod einst mit Verlaub
Und zupft mich: Brüderl, kumm!
Da stell ich mich in Anfang taub
Und schau mich gar nicht um.
Doch sagt er: Lieber Valentin!
Mach keine Umständ! Geh!
Da leg ich meinen Hobel hin
Und sag der Welt Adje.
Aus: Und in der Nacht ein Licht. Hundert Trost-Gedichte. Herausgegeben von Jürgen Engler. Berlin: Aufbau, 2010, S. 18
Der eine heißt den andern dumm,
Am End weiß keiner nix.
Bild: Nona
Kategorie: Österreich, DeutschSchlagworte: Ferdinand Raimund
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