19. Die Frage was Lyrik ist

Im Wikipedia-Artikel zur aktuellen Gothic-Szene heißt es: “48 % (der Gothics,  Anm.d.R.) beschäftigen sich mit Lyrik und Poesie und verfassen eigene Texte und Gedichte“.  Doch eins fällt auf: Es sind überwiegend die alten Meister von Edgar Allan Poe über Lovecraft bis hin zu Baudelaires, die in der Szene zu Ruhm kommen. Aktuelle lyrische Ergüsse sind offenbar für viele Szene-Mitglieder nicht geeignet, um sich darin zu verlieren. Oder gibt man aktuellen werken nur keine Chance? Vielleicht sollte man manchmal zweimal hinschauen.

Beispielsweise bei Martin Piekar.

Schreibt spontis.de über ein Interview mit ebendem. Auszüge:

Die Frage was Lyrik IST, ist wie ein Schlag mitten in die Fresse. Die Frage ist nicht per se falsch, aber der Gefragte (hier ich) ist erstmal in Bedrängnis.  Ich denke, Lyrik ist, sie existiert, aber was Lyrik sei? Lyrik kann! –  Lyrik kann alles: Es gibt Dichter, die Schreiben nur nach Klang, da ist die Bedeutung des Begriffs unerheblich, es geht nur um die erzeugte Harmonie/ Disharmonie, den Rhythmus, die Klangfarben. Dann gibt es Lyriker, die mit Metaphern aufwartet. Ich meine nicht, dass sie sich so verzweigt, dass sie nicht zu entschlüsseln ist – darum geht es nicht, es geht nie um das Verstehen von Gedichten, es geht darum, wie man mit einem Gedicht umgeht. Es gibt Lyriker die sagen: Weg von der Metapher,- reine coole, ästhetische Beschreibung, es gibt Ironiker, es gibt Alberne, es gibt diejenigen, die keinen Pathos wollen: weg von der Gefühlsduselei. Und andere brauchen Pathos um überhaupt zu schreiben. Die Antwort: Lyrik kann – sie kann politisch, emotional, deskriptiv, kritisch, ironisch, konzeptionell, satirisch, phonetisch, verwirrend sein: Lyrik kann – Kunst ist immer ein Bedürfnis eines Menschen, das nach Außen drängt, viele Dichter sprechen bei Texten von Dringlichkeit, ich eher von Dranghaftigkeit, jedenfalls bei mir. (…)

Mit Lyrik verdien ich kein Geld, nicht genug um Miete zu bezahlen, oder generell etwas, mit diesem Geld kann man nämlich nie rechnen, entweder man bekommt etwas oder nicht, das ist nie sicher. Träume? Einen Verlag zu finden, war mein Traum seit ich 14 bin, jetzt bin ich 22 und das wunderbare Verlagshaus J Frank hat mein Manuskript angenommen. Übrigens bin ich darüber so froh, weil schon Kollegen von mir ganz wunderbare Bände dort veröffentlicht haben, es ist also ein Verlag, den ich auch persönlich gerne lese! Ich habe vertrauen in den Verlag und kenne das Programm, ich stehe hinter dem Motto des Verlages: Poetisiert euch! – und weiter Träume für die Zukunft? Leute, die meine Gedichte lesen, mal schauen, ob sich das erfüllt.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..