Majakowski : Nochmals Petersburg, NZZ 31.5.03 / Klaus Merz: Ohne Titel, ebd.
Über das Leben mit der Seuche schreibt der Hongkonger Lyriker Leung Ping-kwan im Kölner Stadtanzeiger vom 31.5.03.
In der NZZ vom 31.5.03 stellt Martin Zingg Neues von Philippe Jaccottet vor:
Philippe Jaccottet / Gustave Roud: Correspondance 1942 bis 1976. Herausgegeben von José-Flore Tappy. Gallimard, Les Cahiers de la NRF, Paris 2002. 560 S., Euro 30.-.
Europe: Gustave Roud. Nr. 882, Oktober 2002 (4, rue Marie- Rose, F-75104 Paris). 313 S., Euro 18.30.
Philippe Jaccottet: Gustave Roud. Présentation et choix de textes. Collection Poètes d’aujourd’hui. Seghers, Paris 2002. 174 S., Euro 16.-.
Ausserdem ist folgende Anthologie erschienen: Une constellation, tout près. Poètes d’expression française du XXe siècle choisis par Philippe Jaccottet. La Dogana, Genf 2002. 420 S., Euro 28.-.
Die Lyrikerin Elisabeth Borchers haelt im Sommersemester 2003 die Poetik-Vorlesungen an der Johann Wolfgang Goethe-Universitaet Frankfurt am Main unter dem Titel „Lichtwelten. Abgedunkelte Raeume“ und liest im Rahmen der Gastdozentur im Literaturhaus aus ihren Werken. „Die Vorlesungen sind ein Teil lebens- und arbeitslanger Erfahrungen. Sie reflektieren die Beschaeftigung mit Literatur und zeigen ihre Folgen auf. Helligkeit und Dunkelheit, Sanftheit und Haerte schlagen – wie zu hoeren und zu lesen ist – in Literatur um.“ (Elisabeth Borchers)
Bericht in: FAZ 31.5.03
Wolf Biermanns Totenrede an der Beerdigung war ein anrührendes Freundschaftsbekenntnis eines im Geist verwandten Nachgeborenen zu einem Sänger, dessen Gedichte nach Rosenkranz‘ eigener Einschätzung «Zustände mit einem Hintersinn von Rebellion» aufzeigen. Mit Worten des Gedenkens und dem gesungenen Lied des Dichters «Dem Ende zu» erwies Biermann Moses Rosenkranz seine persönliche Reverenz. Seinen Essay über den Dichter dagegen, den er anschliessend im «Spiegel» veröffentlicht hat, darf man auch als Brandsatz ansehen, der die germanistische Diskussion der Bild- und Metaphernfluktuation unter den Bukowiner Dichtern Moses Rosenkranz, Immanuel Weissglas, Paul Celan, Rose Ausländer wieder anfachen wird. Renate Windisch-Middendorf, NZZ 30.5.03
fordert der Direktor des Pariser Picasso-Museums und geübte Provokateur Jean Clair in Le Point vom 30.5.03
«Das Tal der Rituale» versammelt Verse aus zwei vergriffenen und drei jüngeren, bis anhin unübersetzten Werken in einer zweisprachigen Ausgabe, die das Herz jedes Bibliophilen höher schlagen lässt: So schön sind die Seiten gesetzt, dass sich das arabische Original in Ziegelrot und die deutsche Version in Schwarz zu einem typographischen Kunstwerk fügen. Es sind Gedichte aus den letzten 20 Jahren, einsetzend in Rifkas 53. Lebensjahr: ein Spätwerk, das von den «Gedichten eines Indianers» (1993) bis zur «Ruine des Sufis» (1998) vornehmlich ums Altern kreist. «Am Rande der Existenz / steht er immer, / in der Tasche / die Fahrkarte, / er wartet auf das Schiff, / auf die Flagge zum Übergang.» Oder, dürrer noch: «Seit Dutzenden von Jahren / beim Gastmahl des Todes / ohne zu sterben.» Einfacher geht es kaum, und gerade das ist Rifkas Stärke. Der libanesische Christ hat die Bibel nicht nur neu übersetzt, er hat sich an ihrem demütigen Vortragsstil, dem sermo humilis, geschult und weiss mit schlichten Worten, mit Kindersprache – «nackt, einfach und arm» – eine Saite zum Klingen zu bringen, ja den Leser zu erschüttern. / Ludwig Ammann, NZZ 27.5.03
Fuad Rifka: Das Tal der Rituale. Ausgewählte Gedichte. Arabisch – Deutsch. Aus dem Arabischen von Ursula und Simon Yussef Assaf sowie von Stefan Weidner. Straelener Manuskripte. 128 S., Fr 46.40.
Rolf Schneiders Berliner Anthologie, Berl. Morgenpost vom 26.5.03: Günter Eich: Niederschönhausen. / 2.6.03: Gottfried Benn, saal der kreißenden Frauen
Hier der Nachruf Wolf Biermanns auf den Dichter Moses Rosenkranz, Der Spiegel 22/2003 – mit einer schönen Geschichte über ein Gespräch zwischen Walter Benjamin und Moses Rosenkranz im Himmel über Fortschritt und Füße sowie einer bedenkenswerten Selbstkritik des Sängers. / 26.5.03
bedrückend ist Deine letzte Lyrikpost, die vom Tod zweier mir immer wichtiger Autoren berichtet. Von Walters Sterben erfuhr ich über seine Frau, von Bäckers Tod über Dich. Beide haben in meinen Anfängen Texte von mir veröffentlicht, der eine im fernen Oesterreich, der andere in Berlin. Durch beide konnte ich an wichtigen Lesungen teilnehmen und andere, ähnlich wie ich arbeitende Autoren kennenlernen. Die literarische Nähe dieser sehr guten und feinen Menschen (ich denke, ich will es bei dieser Einfalt der Formulierung belassen, die jedoch die Vielfalt zeichnen will) beruhte bei beiden auf Gegenseitigkeit, sie waren beide aus der Ferne still wirkende Literaturväter und wachhaltende Sprachwärter. Als sie erkrankten, – und bei beiden war es ein langer Prozess, verlor sich der konkrete Kontakt, aber er blieb mir dennoch als ge-wärtiger. Mit ihnen beiden stirbt authentisch wirksame Literaturgeschichte jenseits der (Ver) Handelbarkeit literarischen Arbeitens und ich empfinde zum ersten Mal selber auch so etwas wie Verzagen, Aufgebenwollen, Scheitern. Jetzt gilt es, trotz aller Übermüdung im Gegenstromstehen wach zu bleiben, dachte ich.
Angelika Janz (Aschersleben)
Mai 2003
Man mag es kaum glauben, aber Ulrich Keicher behauptet, bis zu seinem 18. Lebensjahr außer Wildwest-Heftchen nichts gelesen zu haben. Wer den Liebhaber anspruchsvoller Literatur kennt, kann ihn ohne Bücher nicht denken. Am kommenden Dienstag, 27. Mai, feiert Ulrich Keicher, der Antiquar und Verleger aus Warmbronn, seinen 60. Geburtstag.
Weil sein Leben so eng mit dem Buch verknüpft ist, kann er in diesem Jahr zwei weitere runde Geburtstage begehen: Sein „Warmbronner Antiquariat“ wird 30 Jahre, der Verlag Ulrich Keicher 20 Jahre alt. Alle drei Jubiläen werden im Oktober im Christian-Wagner-Haus gefeiert. …
Richard Leising, Zsuzsanna Gahse, Eugen Gottlob Winkler: Namen, die von dem besonderen Engagement für zeitgenössische Literatur zeugen. Diese gar nicht unterwürfige Hochachtung des Verlegers vor der Kunst seiner Autoren prägt seine Beziehung zu ihnen. Sie, die am Massengeschmack vorbeiwirken, haben in Warmbronn eine Stimme gefunden/ Friederike Voß, Leonberger Kreiszeitung 24.5.03
Soeben erschienen:
Wiecker Bote 14
124 S., 8 €
Gedichte von: Kito Lorenc, Tadeusz Rózewicz, Silke Peters, Wolfgang Koeppen, Franzobel, Jürgen Wellbrock, Anna Hoffmann, Peter Huckauf, Martin von Klitzing, Bohdan Zadura, Martin Pohl, Bertram Reinecke, Andreas Koziol, Marjana Gaponenko, Irmgard Senf, Johanna Nikulski, Camilla Binkele, Frantisek Halas
Prosa u.a. von Amanda Aizpuriete, Michael Astroh, Richard Anders, Peeter Puide, Manfred Peter Hein
ISBN 3-935458-08-8 ISSN 1615-2484
/ 24.5.03
11 AutorInnen aus Berlin und Mecklenburg/ Vorpommern lesen im Grundtvighaus in Saßnitz, Seestr. 3
Sonnabend, 24.5.03 20.00 Uhr
Teilnehmer: Andrej Glusgold, Stephan Gürtler, Anna Hoffmann, Björn Kuhligk, Silke Peters, Stefan Schein, Clemens Schittko, Tom Schulz, Rainer Stolz, Achim Wagner und Ron Winkler
Moderation: Michael Gratz
Buchpräsentation: „Feuer, bitte!“ Gedichte über die Liebe. Dahlemer Verlagsanstalt, Berlin 2003. In diesem Band sind 18 junge Dichter vertreten, von denen sieben jetzt in Saßnitz lesen. Sie nennen sich „Die Freuden des jungen Konverters“ und treffen sich alle zwei Wochen in ihren Berliner Hinterhauswohnungen, „um fröhlich und ernst über ihre Arbeit zu disputieren“.
Voirgestellt werden auch neue Ausgaben der Literaturzeitschriften „Wiecker Bote“ (Greifswald) und „Charlatan“ (Rostock).
In der FR vom 23.5.03 reist Norbert Hummelt den „Dry Salvages“ nach – ein paar Felsen im Atlantik , eine Eisenbahnstunde von Boston, und ein Gedicht von T.S. Eliot aus Boston:
Die wilde Küste und ihre grauen Felsen bilden eine Gegenwelt zur modernen Metropole London, die Eliot als spirituelle Wüste empfand, aber auch zum ländlich sanften England der übrigen Quartette. Dazwischen die dunklen Zacken der Dry Salvages, Schiffbrüche fordernd, nicht zu bändigen. Unter den „Four Quartets“ ist es das sprödeste und vielleicht reizvollste Gedicht.
Man muss den religiösen Implikationen dieser Texte nicht folgen, um sie faszinierend zu finden. Während sie eine Philosophie der Zeit entwerfen und tief in die dunkle Nacht der Seele leuchten, lässt sich ihr eigenartiges Insistieren auf der empirischen Erfahrung bestimmter Orte als eine Weigerung lesen, das Konkrete als bloßes Gleichnis zu nehmen. Es bleibt die Spannung zwischen Ort und Wort, das Rätsel des Augenblicks „in and out of time“. Da waren Felsen, da war Wasser, Möwen waren da, aber keine Worte; eigentlich ein genaues Umkehrbild dessen, was Gedichte sind: Nur Worte, kein Wasser, keine Möwe, kein Fels, den man greifen könnte. Aber es sind genau diese paradoxen Prozesse, die Eliot immer wieder beschreibt: „Ich kann bloß sagen, wir sind da gewesen: aber kann nicht sagen, wo“, heißt es in „Burnt Norton“.
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