Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Veröffentlicht am 30. Juni 2025 von lyrikzeitung
Zum 100. Geburtstag des Schweizer Dichters Philippe Jaccottet (* 30. Juni 1925 in Moudon, Schweiz; † 24. Februar 2021 in Grignan, Frankreich) würdigen wir mit diesem Gedicht die leise, pflanzenkundige Weisheit seiner Poesie. Jaccottets Welt spricht die Sprache der Pflanzen – Kreuzkraut, Wegwarte, Bärenwurz.
Zu viele Sterne in diesem Sommer, Meister und Herr,
zu viele niedergedrückte Freunde,
zu viele Rätsel.
Ich spüre, immer unwissender werde ich
mit der Zeit
und ende bald verblödet im Dornengestrüpp.
Erkläre dich endlich, ausweichender Meister!
Zur Antwort am Wegrand:
Kreuzkraut, Wegwarte, Bärenwurz.
Aus dem Französischen von Elisabeth Edl und Wolfgang Matz, aus: Philippe Jaccottet, Antworten am Wegrand. München, Wien: Hanser, 2001, S. 48
Trop d’astres, cet été, Monsieur le Maître,
trop d’amis atterrés,
trop de rébus.
Je me sens devenir de plus en plus ignare
avec le temps
et finirai bientôt imbécile dans les ronciers.
Explique-toi enfin, Maître évasif !
Pour réponse, au bord du chemin :
séneçon, berce, chicorée.
Kategorie: Französisch, SchweizSchlagworte: Berce, Chicorée, Dichtung und Erkenntnis, französische Lyrik, Jaccottet 100 Jahre, Lyrik 20. Jahrhundert, Lyrik und Philosophie, Lyrik zum 100. Geburtstag, moderne Lyrik, Natur und Poesie, Philippe Jaccottet, Poesie als Antwort, poetische Pflanzen, rätselhafte Gedichte, Schweizer Dichter, schweizer lyrik, Senecio, Trop d’astres, Wegesrandgedichte
Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..
Kann zu diesem Blog derzeit keine Informationen laden.
Merci, bin durch deinen Beitrag auf diesen Autor gestoßen. Schöne klare Sprache.
LikeLike
Was für ein schönes Gedicht von Jacottet, der m. M. (zumindest in der deutschsprachigen Schweiz) viel zu wenig zur Kenntnis genommen wurde. Danke hier an ihn erinnert zu werden.
LikeLike