Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Veröffentlicht am 24. Juni 2025 von lyrikzeitung
170 Wörter, 1 Minute Lesezeit.
Krista Anna Belševica
Kunstwerke entstehen aus Schmerz 2
Wäre ich eine Schriftstellerin (nicht unbedingt berühmt, aber
definitiv eine Schriftstellerin),
ich würde definitiv lange Erzählungen und noch längere
Gedichte schreiben.
Keine Romane, weil niemand mehr Zeit hat, sie zu lesen.
Aber Gedichte auch nicht.
Ein allzu introvertiertes und egozentrisches Genre.
Eigentlich würde ich mein Leben dem widmen, andere Leben
schön zu machen,
zu inspirieren,
zu verändern (nicht unbedingt zum Besseren, natürlich),
aber ganz bestimmt
würde ich so empfinden lassen, als wäre das Leben lebenswert.
Anfangs würde ich wie zufällig Interesse erregen,
sie hineinziehen,
sie allmählich einbinden
und sie dann behutsam fallen lassen,
mit dem Gefühl, dass nichts jemals wieder so sein wird, wie
gewohnt.
Was soll das heißen – dass es niemals wieder so sein wird, wie
gewohnt?
Schau,
das wissen wir nicht
(und es ist ganz gut so, dass wir es nicht wissen).
Aus: Mir war, als ob es klopfte. Neue Gedichte aus Lettland. Aus dem Lettischen von Astrid Nischkauer und Kalle Aldis Laar. Köln, Leipzig, Wien: parasitenpresse, 2023, S. 26
Kategorie: Lettisch, LettlandSchlagworte: Astrid Nischkauer, •, Dichtung als Trost, existentialistische Poesie, Gedichte aus Lettland, Gedichte über Schreiben, introspektive Lyrik, Kalle Aldis Laar, Krista Anna Belševica, lettische Lyrik, Lyrik 2023, Lyrik und Schmerz, Lyrikübersetzung, lyrische Poetik, moderne Dichtung, parasitenpresse, poetische Selbstreflexion, Schreiben als Lebensform, Sinn der Kunst, weibliche Lyrik, zeitgenössische Poesie
Kann zu diesem Blog derzeit keine Informationen laden.
Neueste Kommentare