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William Carlos Williams
(* 17. September 1883, heute vor 140 Jahren, in Rutherford, New Jersey; † 4. März 1963 ebenda)
Proletarian Portrait A big young bareheaded woman in an apron Her hair slicked back standing on the street One stocking foot toeing the sidewalk Her shoe in her hand. Looking intently into it She pulls out the paper insole to find the nail That has been hurting her
From: The Collected Poems of William Carlos Wiliams. Volume I • 1909-1939. Edited by A. Walton Litz. New York: New Directions, 1991, p. 384
Proletarisches Porträt Eine große junge barhäuptige Frau in einer Schürze Das Haar zurückgekämmt steht auf der Straße Den bestrumpften Fuß mit den Zehen auf dem Gehsteig Den Schuh in der Hand. Sie sieht aufmerksam hinein Und zieht die Einlegesohle heraus den Nagel zu finden Der sie gedrückt hat.
Deutsch von B. K. Tragelehn, aus: Poesiealbum 112. William Carlos Williams. (Ost-)Berlin: Neues Leben, 1977, S. 4.
In dem Poesiealbum von 1977 steht unter diesem Gedicht eine Notiz von Ezra Pound (Deutsch von Eva Hesse):
Um mir seine Eigenheit zu erläutern, hat mir seine Mutter folgende Anekdote erzählt: Der kleine, etwa siebenjährige William Carlos stand eines Morgens auf und zog Kleider und Schuhe an. Beide Schuhe hatten die Knöpfe links. Er betrachtete dieses ungewohnte Phänomen eine Weile, zog die Schuhe sorgfältig wieder aus, wechselte den Schuh a) vom linken an den rechten Fuß und den Schuh b) vom rechten an den linken; beide Knopfreihen erschienen wieder links.
Das verblüffte ihn. Mit linksgeknöpften Schuhen ging er zur Schule, aber . . . und das ist der kennzeichnende Zug der Geschichte: er verbrachte den Tag in gründlichem Nachdenken über diesen Sachverhalt.
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