Er hats gewagt

Ulrich von Hutten 

(* 21. April 1488 auf Burg Steckelberg bei Schlüchtern; † 29. August 1523, heute vor 500 Jahren, auf der Ufenau im Zürichsee)

Aus Johann Gottfried Herders Denkmal Ulrichs von Hutten (1793):

Seit Hutten bey diesem Freunde war, schrieb er fürs Volk, hie und da auch in Volksreimen.
Wenn sie uns Knüttelverse dünken, so waren sies damals nicht: sie waren Verse, die das Volk
lesen und behalten sollte; daher besetzte er hie und da auch andre seiner Werke mit solchen Reimen.

Die Wahrheit ist von neu gebohren,
Betrug hat seinen Schein verlohren,
Deß sag Gott jeder Lob und Ehr
Und acht nicht förder Lügen mehr.
Ja, sag’ ich, Wahrheit war verdrückt,
Ist wieder nun hervorgerückt,
Deß sollt man billig genießen lon,
Die dazu haben Arbeit gethon.
Die faulen Pfaffen lobens nit – –
Ach fromme Deutschen haltet Rath,
Da’s nun so weit gegangen hat,
Daß nicht geh wieder hinter sich.
Mit Treue hab’s gefördert ich, 
Und begehr deß anders keinen Genieß.
Denn – wo mir g’schäh deßhalb Verdrieß –
Daß man mit Hülf mich nicht verläst,
So will ich auch geloben, daß
Von Wahrheit ich will nimmer lahn,
Das soll mir bieten ab kein Mann.
Auch schafft, zu stillen mich, kein Wehr,
Kein Bann, kein’ Acht, wie fest und sehr
Man mich damit zu schrecken meint.
Wiewohl mein’ fromme Mutter weint, 
Da ich die Sach hatt g’fangen an, 
Gott woll sie trösten! Es muß gahn, 
Und sollt es brechen auch fürm End, 
Wills Gott, so mags nicht werden gwendt. 
Drum will ich brauchen Füß und Händ’. 
Ich habs gewagt!

Ich weiß, fängt er in der Beklagung der Freystäte Deutscher Nation an:

Ich weiß, ich werd noch Lands verjagt,
Um daß ich solchs nicht schweigen kann,
Und nehm des Dings allein mich an.
Doch ist es wahr; und ist nicht recht,
Daß man woll machen krumm zu schlecht. –

https://de.wikisource.org/wiki/Denkmal_Ulrichs_von_Hutten

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