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Veröffentlicht am 8. Februar 2020 von lyrikzeitung
Max Herrmann
(* 23. Mai 1886 in Neiße, Schlesien; † 8. April 1941 in London)
Ich muß die Demut ganz zu Ende denken
Ich muß die Demut ganz zu Ende denken
Und in Bereitschaft sein zu jeder Scham.
Nichts darf die Langmut der Legende schenken
Dem Prahler, der mit Band und Feder kam.
Doch Band und Feder war gewiß gestohlen
Der bängsten Armut als ihr letztes Gut;
So schritt er als Tyrann und riß mit hohlen
Verheißungen in ihr verblühtes Blut.
So sah ihn meine Schüchternheit im Glase
Und wandte sich wie von dem Widerpart:
Du tiefster Gegner, der mich dennoch trieb.
‚
Daß ich mit selbstentstürmender Ekstase
Und gegen meine eignen Lieder hart
Mich übertraf und bis zum Selbstmord blieb.
Aus: Die Dichtung. Hrsg. von Wolf Przygode. Erste Folge/Zweites Buch Roland-Verlag München 1918, S. 25
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Max Herrmann-Neiße
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