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Veröffentlicht am 5. Juni 2016 von lyrikzeitung
Fritsch erarbeitete an der Volksbühne einige Konrad-Bayer-Abende, dann hat er dem Avantgardisten diese orgiastische Hommage gewidmet. Die Sprache ist für den Lautpoeten Bayer, welcher der Wiener Gruppe angehörte, optisches und akustisches Material, ja ein erotisch aufgeladener Fetisch. Er zerlegt die Sätze in Worte, die Worte in Buchstaben. Daraus konstruiert er Abfolgen, die einen Sinn nur erahnen lassen.
«argumentation vor der bewusstseinsschwelle» heisst eines der «aufgeführten» Lautgedichte: «an der der für den u und an der dass trotz des von keinem eine einzig der ist ist das eines ein (. . .)». Das Sprachmaterial – es sind etwa ein Dutzend Texte von Bayer – lädt Fritsch mit neuer Sinnhaftigkeit auf. Er erweckt die Buchstaben zu einem surrealen und synästhetischen Lautkunstwerk. Der Bilderbogen will so gar nicht zu Bayers Stimmung passen. Der Schriftsteller hatte sich, gepeinigt von Selbstzweifeln und verletzt von der Jurykritik bei der Gruppe 47, im Alter von nur 32 Jahren in Wien das Leben genommen. / Katja Baigger, NZZ
Kategorie: Österreich, DeutschSchlagworte: Katja Baigger, Konrad Bayer, Theater, Zürich
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