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Veröffentlicht am 6. April 2016 von lyrikzeitung
iRights.info: Was ist Appropriation Literature?
Annette Gilbert: Der Begriff ist ein Vorschlag von mir, den ich in Analogie zu Appropriation Art gebildet habe. Diese Künstler kopieren absichtlich und strategisch Werke anderer Künstler. Als Appropriation Literature bezeichne ich eine Form von Literatur, die sich anderer Literatur bedient, und zwar, im Gegensatz zu „traditionellen“ Formen wie dem Zitat oder der Collage, in einem sehr extremen Maße: In der Regel wird das fremde Werk nicht ausschnittweise, sondern komplett kopiert. Mir scheint, es ist ein Phänomen unserer Zeit, dass immer mehr solcher Werke erscheinen.
iRights.info: Können Sie ein paar Beispiele nennen?
Annette Gilbert: Das bekannteste Beispiel ist wohl Jonathan Safran Foers Buch „Tree of Codes“ von 2010. Es wurde geradezu enthusiastisch in den Medien weltweit besprochen. Foer greift zurück auf die Kurzgeschichtensammlung „Die Zimtläden“ von Bruno Schulz und wendet darauf eine Technik an, die man als Erasure bezeichnet. Das heißt, er tilgt aus dem Text Wörter und Satzteile. Die übrig bleibenden Sprachelemente ergeben einen neuen Text.
Annette Gilbert (Hrsg.): REPRINT. appropriation (&) literature. Wiesbaden: Luxbooks, 2014. (Luxbooks KULT)
Seitenzahl: 580 Preis: 39,80 ISBN: 978-3-939557-67-8
Kategorie: Englisch, USASchlagworte: Annette Gilbert, Appropriation Literature, Bruno Schulz, Erasure poetry, Jonathan Safran Foer
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Werde „ein gleiches“ von Jandl appropriationieren.
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