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Veröffentlicht am 25. August 2015 von lyrikzeitung
Wie Streichhölzer sind Mikadostäbe leichte, bildkräftige, gestennahe Alltagsgegenstände. Lässt man ein Bündel fallen, ergeben sich komplizierte Figuren, in denen die Stäbe zu schweben scheinen. Das „Mikado-Geäst“ ist kein organisches Gewächs, es ist ein kunstvolles Gebilde. Aber abgeschlossen gegen die Außenwelt, zumal die Geschichte, ist es nicht. Es ist aus Welthölzern aufgeschichtet.
Man lese nur den Zyklus „Hinterland I-IV“ aus dem Band „Haut und Serpentine“ (2004). Er spürt dem Starkstromzaun nach, den deutsche Truppen 1915 im besetzten Belgien aufstellten, im Dreiländereck bei Aachen entlang der belgisch-niederländischen Grenze, verzeichnet einen Kriegsschauplatz, samt seinen Toten: „Windig meldet sich das Feld von seiner Jagd, / und bildlich für die Atempause spricht ein Schluck / Stacheldraht: Der Hals des armen Mannes / ist zu den Nackenwirbeln durchgebrannt am Zaun.“ / Lothar Müller, Süddeutsche Zeitung
Jürgen Nendza: Mikado-Geäst. Gedichte aus 20 Jahren. Mit einem Nachwort von Jürgen Egyptien. Poetenladen, Leipzig 2015. 128 S., 16,80 Euro.
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Jürgen Nendza, Lothar Müller
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