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Veröffentlicht am 2. Januar 2015 von lyrikzeitung
Bis heute streiten sich Literaturwissenschafter über die Frage, inwieweit Eliots Dichterfreund Ezra Pound für die finale Fassung dieses Poems verantwortlich war. Fest steht, dass Pound das sehr lange Gedicht auf rund zwei Drittel seines Umfangs gekürzt hat. Das Werk leitete eine geradezu revolutionäre Entwicklung ein: eine Abkehr von der romantischen Tradition. Das neue poetische Credo verkündete Eliot selbst: „Die Poesie ist keine Entfesselung von Gefühlen, sondern eine Erlösung aus dem Gefühlsmäßigen; sie ist nicht der Ausdruck des Ichs, sondern die Erlösung vom Ich; aber natürlich wissen nur die, welche wirkliche Gefühl besitzen und ein Ich, was es heißt, diesen Dingen zu entrinnen.“
Die Londoner Times nannte Eliot, der auch ein bedeutender Kritiker war, den „einflussreichsten Geschmacksveränderer unserer Zeit“. (…)
Für Eliot war Dichtung „nicht Ausdruck der Persönlichkeit, sondern die Flucht davor“. Dem entsprach sein lebenslanger Wunsch, Privates und Öffentliches streng voneinander zu trennen. Dennoch ist vieles über den Nobelpreisträger von 1948 und seinen schwierigen Charakter gesagt worden. Er selbst hatte sich als „Klassizisten in der Literatur, einen Royalisten in der Politik und einen Anglo-Katholiken in der Religion“ bezeichnet. Der Literaturhistoriker E. R. Curtius meinte schon in den Zwanzigerjahren über Eliot, der am 4. Jänner 1965 gestorben ist: „Trocken ist er ja – aber nicht wie Staub, sondern wie Champagner.“ / Wolf Scheller, DER STANDARD, 3./4.1.
Kategorie: Englisch, Großbritannien, USASchlagworte: E.R. Curtius, Ezra Pound, T.S. Eliot, Wolf Scheller
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