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Veröffentlicht am 21. Dezember 2014 von lyrikzeitung
Nicht von dieser Welt scheinen viele Gedanken- und Sprachsprünge in ihrer Prosa, die man vielleicht einmal als «eine neue experimentelle Romanform» bezeichnen wird, wie Mayröcker 1978 in einem Interview sagte. Sie sei im Hinblick auf literarische Traditionen «eingekeilt zwischen den beiden Monstern Dadaismus und Surrealismus», und wie bei vielen ihrer Zeitgenossen werde auch in ihren Texten «immer vermieden, eine Story zu machen». Aber bei aller Abneigung gegen das Geschichtenerzählen schillert dann doch die Wirklichkeit der Welt in abertausend Fusseln, und die eigene Lebensgeschichte leuchtet aus dem Riesengebilde ihres Gesamtwerks. Selbst im letzten Buch wird ihre private Welt noch oft überrumpelnd konkret, zuweilen sogar «blühend in Fürzen». Noch im März 2013, als es in der Ukraine zu gären beginnt, springt sie überraschend mitten in die Zeitgeschichte und notiert scharf analytisch: «Herr Putin ist nicht von Pappe.» / Franz Haas, NZZ
Zuletzt erschienen: Friederike Mayröcker: cahier. Suhrkamp-Verlag, Berlin 2014, 192 S., Fr. 29.50.
Kategorie: Österreich, DeutschSchlagworte: Franz Haas, Friederike Mayröcker
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