8. Wahrung der Worte

Angelika Janz ist Forscherin in dem Universum der Wörter. Sie malt mit ihren Texten, sie malt und integriert ihren Text. Sie montiert Texte im Raum.

Karl Heinz Mauermann

Daß moderne Literatur nicht nur im begrenzten Format eines Buches seinen Platz hat, belegen der Multimediakünstler Peter Meilchen, der Sprechsteller A.J. Weigoni oder die visuelle Poetin Angelika Janz nachdrücklich. Alle vorgenannten Artisten arbeiten sowohl mehrperspektivisch, als auch interdisziplinär. Ein Ansatz, der bei den germanistischen Fliegenschißdeutern keine große Beachtung findet, weil die Rezeption von Literatur im Gegensatz zu der von bildender Kunst größtenteils im 19. Jahrhundert steckengeblieben ist. Die Literaturtheorie sollte daher im 21. Jahrhundert zu einer dienenden Rolle zurückfinden und endlich ihre Unterwürfigkeit ablegen.

Angelika Janz hat eine Kunstform begründet, bei der Textausschnitte im Sinne der Autorin so erweitert werden, daß aus Einzelteilen ein gänzlich neuer literarischer Text entsteht, die Ausrisse und Schnitte gleichwohl sichtbar bleiben. Gewiss, das Konzept zum Fragmenttext stammt aus analoger Zeit, verbindet sich durch die Zeitläufte jedoch sinnfüllend mit digitalen Präsentationsformen. In diesen Arbeiten finden sich Körper, Technik, Linguistik und räumliche Konstellationen zusammen, mithin Determinanten von Werk und Autorschaft, die in ganz unterschiedlichen Ausprägungen und Gewichtungen auftreten: Der Körper der Schreibenden, ihre Gestik zwischen Ruhe und Bewegung, zwischen Aktivität und Passivität, die Hand, die ein Schreibgerät führt oder bedient, körperliche Stärke oder Schwäche. Es geht beim Fragmenttext um die physischen Bedingungen des Schreibens und ihre Auswirkungen auf den Text, aber auch um die technischen Hilfsmittel (Kreide, Stift, Schreibmaschine) die diese physischen Bedingungen beeinflussen und verändern.

Eine Art typographisches Tryptichon ist das visuelle Grundmuster der Fragmenttexte, die Angelika Janz in dem vorzüglich gestalteten Band Corridor vorlegt.

Norbert Hummelt

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Ihre Fragmenttexte haben als Bild einen ästhetischen Wert, wenn auch einen eher abstrakten oder autonomen. Es gibt Papierschnitte und Collagen, wo Bild und Text, Bildsprache und Wortsprache miteinander korrespondieren oder gleichsam zusammengetackert sind. Wobei der Text bei dieser ästhetischen Prothetik niemals das Bild und das Bild an keiner Stelle den Text illustriert, sondern eine gegenseitige Erweiterung von Bild und Text stattfindet. /  Matthias Hagedorn, KuNo

2 Comments on “8. Wahrung der Worte

    • und/oder gekauft, hier:
      * tEXt bILd. Ausgewählte Werke 1: Visuelle Arbeiten und Essays. Herausgegeben u. m.e. Einleitung von Michael Gratz. Greifswald: freiraum-verlag, 2012.
      * Traue dem Wechsel. Oelde/Dortmund: Edition Haus Nottbeck im vorsatz verlag, 2014.

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