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Mit Wanderers Nachtlied, das Goethe auf dem Kickelhahn bei Ilmenau schrieb, startet die Thüringische Landeszeitung ein neues Projekt – die „Thüringer Anthologie“.
Ab sofort veröffentlicht unsere Zeitung jeden Samstag auf der Kultur-Seite und hier im Netz ein Gedicht eines hier lebenden, von hier weggegangenen oder kurz in Thüringen verweilenden Dichters. Das ausgewählte Gedicht wird von einem Text begleitet, in dem Dichter und Journalisten, Wissenschaftler und Kulturschaffende darüber schreiben, wie sie dieses Gedicht lesen. Aus vielen Stimmen ergibt sich dann eine poetische Landschaftskunde Thüringens – Die Thüringer Anthologie.
Die acht kurzen Zeilen haben Goethes Leben begleitet. Den Tod vor Augen hat er sie noch einmal besucht – buchstäblich. Zwei Tage vor seinem 82. Geburtstag, der sein letzter sein sollte, stieg er in Ilmenaus „Gasthaus zum Löwen“ ab und ließ sich auf den Kickelhahn fahren, „ergötzte sich an der kostbaren Aussicht auf dem Rondell“ und ging zu Fuß durch hoch stehende Heidelbeersträucher noch einmal zu der Jagdhütte.
Der Bergbeamte Johann Christian Mahr begleitete ihn und notierte: „Goethe überlas diese wenigen Verse und Tränen flossen über seine Wangen. Ganz langsam zog er sein schneeweißes Taschentuch aus seinem dunkelbraunen Tuchrock, trocknete sich die Tränen und sprach in sanftem, wehmütigem Ton: Ja, warte nur balde ruhest du auch!, schwieg eine halbe Minute und sah nochmals durch das Fenster in den düstern Fichtenwald.“
Was ist nur alles in dieses Gedicht hinein interpretiert worden! Wie viele Deutschlehrer haben ihre Schüler gequält – und sich geärgert über die Jugend von heute, die nicht das Gedicht unter Tränen gelesen haben!
Gute Idee.
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Was für ein wunderbares Projekt, wir werden es mit großem Interesse verfolgen!
Beste Grüße,
das Wederwill-Team
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