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Veröffentlicht am 23. Januar 2014 von lyrikzeitung
Den Glanzpunkt seiner Exegesen setzt Lentz in seinem Versuch einer kritischen Re-Lektüre von Oskar Pastiors Werk, dessen poetische «Kunstmaschinen» lange eine biografische Tragödie verborgen haben. Pastiors Unterzeichnung seiner Verpflichtungserklärung gegenüber der Securitate vom 8. Juni 1961 entziffert sein Interpret nicht nur als biografische, sondern auch als ästhetische Zäsur. Der bis zu diesem Zeitpunkt kultivierte literarische Realismus Pastiors wandelte sich danach in eine synkretistische Privatsprache, die – und das ist eine für viele Bewunderer Pastiors schmerzhafte Pointe – «ins Obskure, Enigmatische abwandert, selbst da noch, wo vermeintlich Klartext geschrieben steht».
Allein schon wegen dieser berückenden Pastior-Exegese, die absieht von einer moralistisch-politischen Lesart und den Dichter auch nicht desavouiert, muss man Michael Lentz‘ Poetikvorlesungen zur literaturtheoretischen Pflichtlektüre erklären. / Michael Braun, NZZ (http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/literatur/ein-aesthetischer-freelancer-1.18226076)
Michael Lentz: Atmen Ordnung Abgrund. Frankfurter Poetikvorlesungen. S.-Fischer-Verlag, Frankfurt am Main 2013. 336 S., Fr. 25.90.
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Michael Braun, Michael Lentz, Oskar Pastior
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