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Neben dem unstet umherziehenden Handwerker Peter Karl Höfler ist da Jesse Thoor. Mit Beginn der Flucht aus Deutschland gerät Höfler in immer größere Distanz zu den Kommunisten. Im tschechischen Exil nimmt Höfler den neuen Namen an, den er ableitet von Jesus und dem nordgermanischen Gott des Donners.
Und dieser Jesse Thoor – balanciert er am Wahnsinn entlang? Immer wieder sucht er die Einsamkeit, hat quälende Kopfschmerzen. Er entwickelt sich zum religiösen Mystiker. Bei einem deutschen Luftangriff steht er in London auf der Straße und brüllt seine Engelvisionen heraus.
Viele seiner späten Gedichte sind religiöse Lyrik – aber etwas Vergleichbares hat man noch nicht gelesen: Die Sprache leuchtet visionär, verbindet scheinbar Unvereinbares, ihre Bilder wirken, als könne man sie mit Händen anfassen.
Diese Eigenschaft hatten schon Thoors frühere Gedichte: Klang, Duft, auch Geheimnis. Immer wieder wird da etwas kurz angedeutet, das im Leser nachschwingt. Von einem „Olle Michael“ etwa heißt es, dass ihn „die Sonne nicht mehr blendet“. Was ist mit diesem Menschen geschehen? Ist er erblindet, gestorben? / Edwin Baumgartner, Wiener Zeitung
Jesse Thoor
Das Werk
Hg. auf Grundlage der von Michael Hamburger besorgten Edition und mit einem Essay von Michael Lentz. Eine gemeinsame Veröffentlichung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Wüstenrot Stiftung
€ 24,00 (D) | € 24,70 (A) | SFr 33,30
498 S., Leinen, Lesebändchen, in Schmuckhülse
ISBN: 978-3-8353-0527-4
Wallstein 2013
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