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Heute vor 75 Jahren wurde Peter Gosse in Leipzig geboren. Nach einem abgeschlossenen Studium der Hochfrequenztechnik am Institut für Energetik in Moskau ist er von 1962 bis 1968 als Entwicklungsingenieur in der Radarindustrie tätig und dann ab 1968 als freischaffender Schriftsteller.
An seiner Hochschule (einer technischen!) wurden „Lesungen von Dichtern zu wahren Festen“.
Vom monumentalen Majakowski-Denkmal herunter las jeder, der wollte, eigne oder fremde Gedichte. (…) Der Lesende wurde von Dutzenden Händen am für derlei nicht vorgesehenen Sockelstein hochgestemmt, es bedurfte einiger Artistik seitens des Rezitierenden. (…) Ich entsinne mich, wie einer Jessenins großes Abschiedsgedicht sprach, und spontan hielt ein anderer Majakowskis nicht weniger große Replik dagegen.In einem Theater wurde ein Stück gegeben über die Berechtigung des „Roten Terrors“. Und der Terror wurde verworfen.
Keiner hat am Schluß applaudiert. Etwas anderes geschah, mir ist es heiß den Rücken hinuntergelaufen: Alle erhoben sich und sangen die Internationale. Weiß der Teufel, wen alles wir gemeint haben mochten mit diesem Lied der Lieder, das Gott, Kaiser und Tribun verwirft. (…) Ich geriet in eine Aufbruchssituation. Während manchen, nur um wenige Jahre älteren, das Weltbild riß nach dem sechsundfünfziger Kongreß, baute sich mir in dessen Gefolge eines auf. Ein ziemlich euphorisches. (…) Aus diesem Überschwang und direkt angefacht von Versen Whitmans und wohl auch Eluards begann ich zu schreiben.
Ab 1973 lehrt Peter Gosse am Literaturinstitut »Johannes R. Becher«. Ab 1985 als Dozent für Lyrik. Ausgezeichnet wurde er u.a. mit dem Heinrich-Heine Preis (1985) und dem Heinrich-Mann-Preis (1991).
Werke (Auswahl):
Zitate aus: Jürgen Engler: Gespräch mit Peter Gosse. In: WB 29 (1983). S. 474-485.
http://www.mdr.de/mdr-figaro/hoerspiel/essay/artikel119886_page-0_zc-6615e895.html
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