Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Der Kulturkampf kommt der Politik gelegen, um Themen anzusprechen, an denen sie nichts ändern kann
schreibt die Süddeutsche Zeitung:
Es gibt im Kulturkampf in Deutschland derzeit eine ganze Menge Fronten, was nicht zuletzt daran liegt, dass sich der Kulturbegriff auch in Deutschland enorm erweitert hat. Da gibt es die Islamdebatte, die Integrationsdebatte, die Internetdebatte, die Bioethikdebatte, die Nachhaltigkeitsdebatte sowie die Feminismusdebatte. Was all diese Debatten trotz ihrer extremen thematischen Unterschiede gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass jeder, der für sich entscheidet, sich einzumischen, sich erst einmal entscheiden muss, auf welche Seite er sich stellt. Um dann in einer Art rhetorischen Sippenhaft auf die Argumentationslinie jenes Lagers festgelegt wird, für das er sich offensichtlich entschieden hat. Jeder, der schon einmal einen Beitrag zu einer der oben genannten Debatten veröffentlicht hat, sei es als Publizist in einem traditionellen Medium oder als Kommentator im Internet, weiß, dass solche Beiträge selten wirklich gelesen, sondern meist nur nach eher schlichten Parametern eingeordnet werden. …
Die bizarrsten Debatten Deutschlands kreisen nach wie vor um das Thema Internet. Da schürt die Verbraucherministerin Ilse Aigner die Panik vor den neuesten Techniken der Kartographie wie Google Street View, indem sie mit den klassischen Ängsten vom Machthunger eines Wirtschaftsmonopolisten spielt. Eine ganze Phalanx von Koalitionspolitikerinnen und -politikern rückt unterdessen Randbereiche des Internets wie die Kinderpornographie, den Rechtsradikalismus oder das Raubkopieren ins Zentrum der Debatte und stilisiert sie zu Vorboten eines kulturellen Niedergangs. / Andrian Kreye, SZ 16.11.
(Ists auch nicht Lyrik)
Neueste Kommentare