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Veröffentlicht am 11. Juni 2010 von lyrikzeitung
Das Klappern der Flügel einer aufschiessenden Taube, die vom Streunen durch Goldruten und Lupinen brennenden Knie betrachtet der Autor heute als Epiphanie seines Schreibens und zitiert entsprechende Strophen.
Eine andere unabdingbare Voraussetzung ist die existenziell erfahrene Literatur: von Arthur Rimbaud und Annette von Droste-Hülshoff, Gottfried Benn und Johannes Bobrowski, T. S. Eliot, Ezra Pound und Isaak Babel bis zurück zu den Griechen und Römern. Und dann war da der «vom Himmel» gesandte Mentor, der Dramatiker Heiner Müller, der den vor sich hin «werkelnden» Jungdichter aus der Prenzlauer-Berg-Isolation holte und dem Suhrkamp-Verleger empfahl.
Da geht es rücksichtslos um den Satz und um das Verhältnis der Wörter darin. Im «elektrischen Feld eines präzisen Kontexts» können sie Funken schlagen, die auf den Leser überspringen. Grünbeins aus äusserster Konzentration, in einer Art Trance entstehende «absolute Wortkonstellationen» erzeugen eine Aura, die wir so sonst nirgends finden. Erfahrung, Gedanke und Bild kommen in den extrem verdichteten Versen zur Deckung. Ihre vibrierende Präsenz wiegt das Zurücktreten des lyrischen Melos auf. / Beatrice von Matt, NZZ 9.6.
Durs Grünbein: Vom Stellenwert der Worte. Frankfurter Poetikvorlesung 2009. Suhrkamp-Verlag, Berlin 2010. 59 S., Fr. 12.50.
Kategorie: DeutschSchlagworte: Annette von Droste-Hülshoff, Arthur Rimbaud, Beatrice von Matt, Durs Grünbein, Ezra Pound, Gottfried Benn, Heiner Müller, Isaak Babel, Johannes Bobrowski, T.S. Eliot
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