52. Unakademischer Dichter

Schreiben war für Rosenkranz eine Notwendigkeit. „Wenn ich nicht die Möglichkeit des Ausdruckes gehabt hätte, wäre ich erstickt an meinem Leben.“ Ob die Kindheit in der Bukowina, das KZ, der Gulag – als „einer der wenigen nicht akademischen deutschen Dichter“, so Hörner, schrieb er „aus einer bodennahen Perspektive mit einer Abneigung gegen intellektuelle Mätzchen“. Zur deutschen Sprache, die nicht die Muttersprache war, hat Rosenkranz „ein Verhältnis wie zu einer verlorenen Geliebten“ gehabt. Er kannte sie ganz genau, spielte mit ihr – bei aller Dramatik – immer wieder auch humorvoll, etwa wenn er dem Pfarrer erwidert, „Wein ist als Dein Wort nicht schlechter“.

Am Ende seines Lebens verliert der Dichter das Augenlicht, das Gehör und die Stimme. 2003 verstarb er im Alter von fast 100 Jahren. „Er wäre wohl skeptisch darüber gewesen, in die Fänge des modernen Literatur- und Medienbetriebes geraten zu sein“, sagte seine Witwe Doris Rosenkranz über ihren Mann. Lange habe er sich mit dem Gedanken getragen, alle Gedichte zu verbrennen. / Margit Haas, Südwestpresse

One Comment on “52. Unakademischer Dichter

  1. Das war noch Luxus: sich mit dem Gedanken tragen dürfen. Was Besseres ensteht heute gar nicht erst, höchstens als Behauptung. Und was sich so behauptet, muss nicht verbrannt werden, sondern geht ganz automatisch den Weg ins Graue. Wohl dem, der noch was Gutes zum Verbrennen hat! Kann er sich noch eine Stunde am Lebensende dran wärmen.

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