Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Die mutigen Gedichte einer saudischen Hausfrau gegen „böse“ extremistische Fatwas muslimischer Geistlicher haben ihr Todesdrohungen eingebracht, aber sie könnten ihr auch den 1,3-Millionen-Dollar-Lyrikpreis des Emirati-Fernsehens bescheren.
Vor dem Finale der Sendung „Millionen-Dichter“ am Mittwoch in Abu Dhabis Staatsfernsehen sind alle Augen auf Hissa Hilal gerichtet, die einen traditionellen vom Kopf bis auf die Füße reichenden „Abaya“-Mantel trägt und ihr Gesicht verschleiert.
Sollte sie am 31.3. zur Siegerin gekürt werden, wäre sie die Meisterin der bei Golfarabern besonders geschätzten Lyrik im Beduinendialekt, Nabati.
Aber Hilal hat den Zorn der islamistischen Konservativen in ihrem Land auf sich gezogen, als sie die strikte Trennung der Geschlechter und vernichtende Fatwas gegen die Zulassung von Frauen für reine Männerberufe kritisierte.
Die lautstark vorgetragenen Meinungen der saudischen Mutter brachten ihr Todesdrohungen auf islamistischen Websites wie Ana Al-Muslim, einem Onlineforum, das dafür bekannt ist, daß es Mitteilungen von Al-Qaeda verbreitet, sagte die saudische Tageszeitung Al-Watan.
Ein Forumteilnehmer fragte sogar nach ihrer Adresse in einer unverhüllten Drohung, sie zu töten.
Hilal, die nicht studiert hat, sagte, mit ihren Gedichten wolle sie „den Extremismus bekämpfen, der ein beunruhigendes Phänomen darstellt“. Vor einigen Jahren sei die Gesellschaft offener gewesen. Jetzt sei alles komplizierter geworden. Einige Männer weigerten sich sogar, weiblichen Familienmitgliedern die Hand zu geben, was sie vor Jahren noch taten.
In ihrem Gedicht „Das Chaos der Fatwas“, das sie bei dem populären, im Fernsehen vorgetragenen Wettbewerb vortrug, klagte sie mutig, das „Böse kommt von jenen Fatwas“. / Wissam Keyrouz (AFP), google news
Neueste Kommentare