105. Gedicht

ICH WERDE MÜDE, WEIL ICH NICHT MEHR DREIZEHN BIN,
Zu keinem Großkonzern gehör, zu keiner Schule,
Mich fickend, pissend, scheissend in den Medien suhle,
Gewalt und Sex kopiere, Angepasstheit hin

Und Ausgelaugtheit her, es gibt Genieoasen
In jedem Zeitungswinkel, in den Talk Show Soaps,
Mit siebzehn hätt ich alles hinter mir, des Lobs
Nun voll, liess ich mir von den Jurys einen blasen,

Wie kann man diese Brühe sich nur einverleiben,
Es gäb kein Land, in dem ich lieber draussen läge,
Die Ostsee und der rauhe Wind, die ganze Scheisse.

In Sachsen lohnt es sich, noch länger wach zu bleiben,
Für meinen eigenen Tod wär ich wohl viel zu träge,
Ich seh den Güterzügen zu und werde weise.

/ Thomas Kunst, Leipzig

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