17. Claude Lévi-Strauss

Der Ethnologe und Anthropologe Claude Lévi-Strauss ist tot. Er starb in der Nacht von Sonnabend zu Sonntag im Alter von 100 Jahren, meldet Le Monde. Am 28. November wäre er 101 geworden. Er war einer der großen Intellektuellen seines Jahrhunderts, seine Wirkung reicht in viele Fächer hinein. Ich benutze regelmäßig seine in den 60er Jahren gemeinsam mit  dem ebenfalls verehrten Russen Roman Jakobson verfaßte Untersuchung zu Baudelaires Sonett „Les chats“ (Die Katzen), um Studenten zu quälen. Neinnein, sie haben ja die Wahl, sich anregen zu lassen. Als der Text im wunderbaren schrecklichen Jahr 1968* in der Zeitschrift alternative veröffentlicht wurde, entspann sich eine kritische Auseinandersetzung, in der allen Ernstes eingewandt wurde, die Analyse gehe auf Textmerkmale ein, die nicht einmal Fachleuten auffielen. Na umso schlimmer für die Fachleute! Lévi-Strauss war ein universaler Mensch, der zugleich Philosoph, Dichter, Logiker, Ästhet und noch manches andere war: ein Weiser halt. Es gab einen Weisen, er lebt nicht mehr.

*) Ich saß im Osten, ich meinte Prag. Frühling und Herbst. Und Paris, da war Revolution, dachte der Schüler, der ich war.

 

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