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Fast alle Gedichte Hamburgers sind Verlauf- und Verlern-Gedichte. Verlust-Gedichte. Die Balance der Sätze, oft über viele Zeilen schwebend, bricht, Kunst löst sich kunstvoll auf in Natur; denn Sterben ist ja nur ein anderes Wort für Natur. Ach, Wörter, Wörter.
„Lebt wohl, Wörter“, heißt es 1968 in Envoi, einem seiner berühmtesten Gedichte, das er selber ins Deutsche übersetzt hat. „Lebt wohl, Wörter. / Ich mochte euch nie,/ der ich Dinge und Orte mag und / Leute am liebsten mit geschlossenem Mund. / … / Das mag ich an euch, Wörter. / Selbstzerstört, selbstaufgelöst / werdet ihr getreu. /… / Lauft, dann folge ich euch, / um euch nie einzuholen. / Kehrt um, dann laufe ich. / Also lebt wohl.“ …
In seinem literaturhistorischen und -theoretischen Hauptwerk Wahrheit und Poesie von 1969 (in vielem ein Pendant zu Hugo Friedrichs Struktur der modernen Lyrik), hat er, von Baudelaire bis zum Existenzialismus, den Prozess der großen Desillusionierung oder Sprachentzauberung nachgezeichnet. An dessen Ende, in immer neuen Anfängen und Aufbrüchen, das eigene Werk steht: „String of beginnings, a lifetime long“ – „Faden der Anfänge, lang wie ein Leben…“/ Benedikt Erenz, Die Zeit 13/2004
Michael Hamburger, 1924 in Berlin geboren und 1933 mit der Familie ins englische Exil gegangen, wurde ein englischer Dichter. Selbstverstümmlung der deutschen Kultur. 1943 veröffentlichte er seine Hölderlinübertragungen.
Interview with the poet
Michael Cerhah in Der Standard, Wien 1997
Ein Gedicht mit Übersetzung und Kommentar bei satt.org
Ein Hölderlin-Gedicht, übersetzt von Erich Fried
Michael Hamburger bei Zwischen den Zeilen
Lines On Brueghel’s „Icarus“
Petrarca-Preis
Was hat Michael Hamburger mit Aleister Crowley zu tun?
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