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Veröffentlicht am 23. Februar 2004 von rekalisch
Unerwartet groß war am Freitag auf dem Weimarer Hauptfriedhof das letzte Geleit für eine Frau, um die es in den letzten anderthalb Jahrzehnten sehr still geworden war. Es galt der Anfang Februar kurz nach ihrem 93. Geburtstag gestorbenen Lotte Fürnberg, Witwe des Dichters Louis Fürnberg, von dem heute so manch einer nicht mehr weiß, als dass er das Lied schrieb von der Partei, die immer Recht hat.
Die Trauergemeinde hörte Fürnbergs Stimme mit seinem „Traumlegendchen“ von der Stadt der guten Gesellen, in der mit silbernen Schellen ein schönes, menschengerechtes Leben für alle ausgeläutet wird. Liest man es heute, dann versteht man tiefer, was Stephan Hermlin 47 Jahre zuvor an gleicher Stätte, als nahe der Weimarer Dichtergruft Louis Fürnberg begraben wurde, gemeint hatte mit dem Satz, diese Dichtung sei auch aus einer „großen Bängnis“ gekommen – aus dem Wissen um die Zerbrechlichkeit und den blutigen Missbrauch der Utopie: „Ach, ich hab den Traum im Traum erkannt.“ / Volker Müller, BLZ 23.2.04
Meldung von Radio Prag
Kategorie: Böhmen, Deutsch, Deutschland, TschechienSchlagworte: DDR, Lotte Fürnberg, Louis Fürnberg, Stephan Hermlin, Volker Müller
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