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Wir könnten lange zitieren. Wer unsere kleine Auswahl für übertrieben hält, lese die Anklage eines Autors namens Wolfgang Dietrich (Sie wissen schon: Kenne ich nicht!) gegen das „Rudel von miesen kleinen Schreibtischverbrechern, die die lebende Literatur dieses Landes erledigen – ganz wie im Dritten Reich: Mit der Sturheit von Gefängnisaufsehern schleusen sie ein paar mickrige Talente durch den Literaturpreiskorridor, um sie dann irgendwo im geistigen Tod abzuladen.“ (In der Baseler Lyrikzeitschrift Zwischen den Zeilen, Heft 9, 1996). („Wo? Wer? Kenne ich nicht! Kenne ich nicht!“)
Wer mehr zum Thema wissen will, der möge lesen. Hyperions Bericht über seine Deutschlandreise („Beamte traf ich, aber keine Menschen!“). Else Lasker-Schülers Anklage gegen ihre Verleger. Gottfried Benns Aufrechnung seiner Einkünfte für das – hochgerühmte – dichterische Werk aus fünfzehn Jahren: Summa summarum 975 Mark: 4,50 Mark im Monat. Ernst Jandls dokumentarisches Gedicht über Lernmittelfreiheit im Freistaat Bayern, aus dem ein Auszug und – Kontoauszug – die Summe zitiert sei: „sehr geehrter herr dr. jandl, anläßlich des zulassungsverfahrens zur LERNMITTELFREIHEIT beim BAYERISCHEN KULTUSMINISTERIUM wurde uns die bedingung gestellt, in der 2. auflage ihr gedicht „auf dem land“ [sic] aus: laut u. luise wegzulassen.“ Die überwiesene Summe: DM 3,24 (OE S 22,91). Nachzulesen in der Sondernummer 16/17 der in Linz (Österreich) herausgegebenen Zeitschrift neue texte, 1985. Oder ganz neu: Gerhard Falkners (Falkner? Muß ich den kennen?) Bericht über Die Jammergestalt des Poeten (in der von Joachim Sartorius herausgegebenen Anthologie: Minima Poetica. Für eine Poetik des zeitgenössischen Gedichts. Kiepenheuer & Witsch 1999): „Aber gerade die Deutschen, die ihren Dichtern das Beste verdanken, was sie überhaupt haben, ihre Sprache nämlich, sie sind taub, stumpfsinnig, gehässig und barbarisch gegen ihre Dichter, sie versorgen ihre Lehrer, Lektoren, Literaturwissenschaftler und Kritiker, wie Ingeborg Bachmann noch spät beklagt hat, ihre Verleger, Drucker und Buchhändler, wie sie vergessen hat, hinzuzufügen, aber ihre Dichter müssen für ihren Lebensunterhalt fremdgehen, oder eben vor die Hunde.“
Ein Fall Anders? Oh nein. Eher ein Fall Deutschland; ein Fall Literaturbetrieb. / Michael Gratz, in: Wiecker Bote 27-29/ 1999.
Richard Anders erhielt 1998 als erster Preisträger den in Greifswald verliehenen Wolfgang-Koeppen-Preis. Zuletzt erschienen:
Anders, RichardGedichte und Protokolle(Galrev Druck- u. V.-G.) ISBN 3-933149-30-4
20,00 Eur[D] / 20,60 Eur[A] / 37,00 sFrRichard Anders: Wolkenlesen.
Über hypnagoge Halluzinationen, automatisches Schreiben und andere Inspirationsquellen.
(Wiecker Bote) September 2003 – Taschenbücher – 167 S.
15,00 EUR
ISBN 3-935458-06-1
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