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Veröffentlicht am 7. Juni 2003 von rekalisch
Celans Haltung zum Verstehensproblem, soweit sich diese aus verstreut vorliegenden Äusserungen rekonstruieren lässt, war so widersprüchlich wie sein schwach hoffnungsvolles und gleichzeitig reserviertes Verhältnis zu seinem Publikum. 1958 verglich er den Kommunikationsprozess mit dem Aufgeben einer Flaschenpost. 1960, in der Büchnerpreis-Rede, beschrieb er beiläufig ein intuitives Verstehen, das dann entstehen könne, wenn man einen Menschen sprechen sehe und ihm aufmerksam zuhöre, ohne dass man indes wisse, wovon die Rede sei. Ein intuitives Erfühlen, wo ein anderer stehe, in welcher Richtung er sich bewege, ermöglicht durch einfache, unbefangene Aufmerksamkeit, allerdings auch eine unmittelbare Präsenz des Sprechers voraussetzend. / Dietrich Seybold, NZZ 7.6.03
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Dietrich Seybold, Paul Celan
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