ALZEY – Claude Vigée ist der sechste Elisabeth-Langgässer-Preisträger. Der Franzose wurde 1921 im Elsass geboren und lebt heute in Paris und Jerusalem. Vigée erhält den Preis für sein Werk als zweisprachiger Lyriker, vor allem für die jüdische Komödie „Bischweiler oder Der große Lebold“. / Wormser Zeitung 20.2.03
One of the hottest young hip-hop poets these days is Suheir Hammad, 29, who was born in a Palestinian refugee camp in Amman, Jordan, and reared in Sunset Park, Brooklyn. Six days a week Ms. Hammad stands onstage at the Longacre Theater in „Russell Simmons Def Poetry Jam on Broadway,“ chanting her heart out:
„Don’t seduce yourself with my
otherness my hair wasn’t put
on top of my head to entice you
into some mysterious black voodoo
the beat of my lashes
against each other ain’t some
dark desert beat it’s just
a blink.
DINITIA SMITH, NYT *) 20.2.03
die FAZ als letzte Große überhaupt im Internet – bis dahin konnte man auf ihrer „Homepage“ nur Abos und „Kluger-Kopf“-T-shirts kaufen. Dann kehrte die Internet-FAZ zur reformierten Rechtschreibung zurück – anders als die gedruckte Ausgabe. Dann verschwanden die Berlinseiten und die „Bilder und Zeiten“ komplett. Nun verabschiedet sie sich wieder aus dem Internet. Ihre Internetausgabe ist nur noch für Abonnenten zugänglich. Ich empfehle: New York Times*) lesen. Die ist nicht nur reichhaltig im Netz vertreten, sondern bietet auch viel Service, von frei konfigurierbaren kostenlosen Newslettern bis zu reichhaltigen Text- und Tonarchiven.
Über den Inhalt des FAZ-Feuilletons informiert wie bisher der geschätzte Perlentaucher, nur ohne Links. Die Lyrik-Zeitung wird auf FAZ-Artikel nur noch in den allerwichtigsten Fällen verweisen – nach meiner willkürlichen und nicht einklagbaren persönlichen Meinung. (Zittere, FAZ!) Heute also nichts. Dafür (oben) ein Artikel aus der heutigen NYT und unten ein paar Hinweise auf ihr Archiv.
*) Artikel kostenlos für (einmalig) angemeldete Nutzer.
Hier die Buchstaben A-D der Rubrik First Chapters, Abteilung Poetry:
Aeschylus. Translated by Ted Hughes: The Oresteia
Ashbery, John: The Mooring of Starting Out: The First Five Books of Poetry
Brodsky, Joseph. Edited by Ann Kjellberg: Collected Poems in English
Bukowski, Charles: What Matters Most Is How Well You Walk Through the Fire
Carson, Anne: The Beauty of the Husband: A Fictional Essay in 29 Tangos
Carson, Anne: Men in the Off Hours
Celan, Paul. Translated by John Felstiner: Selected Poems and Prose of Paul Celan
Clampitt, Amy: The Collected Poems of Amy Clampitt
Dante Alighieri. Translated By W. S. Merwin: Purgatorio
Di Piero, W. S.: Skirts and Slacks
Dugan, Alan: Poems Seven: New and Complete Poetry
Außerdem ist die sonntägliche Buchbeilage bis 1997 rückwirkend für jedermann archiviert. In der Nummer vom 5.1.1997 findet sich nicht nur der schöne Reim: „Miss Bindergarten gets ready for Kindergarten“, sondern auch diese Besprechung:
OTHERWISE: New and Selected Poems. By Jane Kenyon.
Reviewed by Carol Muske.
/ 20.2.03
2 Fundstücke aus Poetry Daily:
„Why Poetry? Why Now?“
Joshua Clover on „the newfound media attention on poetry, and its political role.“ (From The Village Voice.)
Pierre de Ronsard:
James Fenton on why a prose translation is „the best way to read Ronsard – or any other poet in a language we might not know too well.“ (From the Guardian Online.)
/ 20.2.03
Die Ankunft früher Schumann-Autographen mit Schulaufsätzen und Gedichten in seiner Geburtsstadt Zwickau meldet die Freie Presse vom 20.2.03.
Über Cummings-Vertonungen sprach die Leipziger Volkszeitung vom 19.2.03 mit Julia Hülsmann, hier ein Auszug:
Die Texte an sich haben eine hohe Qualität. Aber auch rhythmisch, von den Bildern und Farben her betrachtet, ist Cummings interessant. Bei manchen Gedichten ist der Rhythmus per se schon eindeutig, allein durch die Versform und die Reime bedingt. Andere wiederum sind metrisch völlig frei, da war es die Stimmung, die mich angesprochen hat.
Die Melodielinien, die Rebekka Bakken singt, scheinen aber nicht vorgegeben …
Das ist richtig, ich habe zwar alles bis zum letzten Ton auskomponiert, aber Rebekka wäre nicht die Sängerin, als die man sie mittlerweile kennt, wenn sie sich nicht die Freiheit nähme, Passagen zu ändern, vor allem bei den Schlusstakten der Songs.
Tut man der Komplexität von Cummings‘ Lyrik nicht Gewalt an?
Die Gefahr sehe ich nicht. Ich glaube, dass wir auch bei komplizierten Texten wie etwa bei „In Justspring“ durchaus spielbare und vor allem singbare Ansätze gefunden haben.
Herb, herbst urteilt Feilix Philipp Ingold über ein Buch des italienischen Dichters und Kritikers Franco Fortini:
Dass der Verlag mit diesem Buch eine neue Schriftenreihe für «Poesie als Übersetzung» eröffnet und damit gleich eine schöne Chance vergibt, ist bedauerlich genug; bedauerlicher noch – dass ausser dem düpierten Leser auch der verratene Autor auf der Strecke bleibt. / NZZ 19.2.03
Franco Fortini: Composita Solvantur. Die späten Gedichte. Aus dem Italienischen mit Anmerkungen und Exkursen von Manfred Bauschulte. Reihe «abrasch», Band 1. Edition per procura, Wien/Lana 2002. 207 S., Fr. 18.-.
Über das alte Bagdad informiert die NZZ:
Die ersten Troubadours sind letztlich Nachahmer einer Kunstform, die an arabischen Höfen zur Blüte kam. Ein Wegbereiter der provenzalischen Dichtersänger und damit wiederum Vorläufer der deutschen Minnesänger war Guillaume IX . Walther von der Vogelweide wäre mithin nicht denkbar ohne die arabische Hofmusik. / Cristina Erck, NZZ 19.2.03
Der Südtiroler Dichter und Schriftsteller Joseph Zoderer erhält in diesem Jahr den vom Burda-Verlag gestifteten Hermann-Lenz-Preis für deutschsprachige Lyrik. Zoderer habe mit seinen Romanen das schwierige Verhältnis zwischen Südtirolern und Italienern zum Thema gemacht und sich das einhellige Lob der Kritiker verdient, teilte der Münchener Verlag gestern mit. /19.2.03
Am 18.2.03 feierte die Dichterin Elke Erb ihren 65. Geburtstag. L&P gratuliert mit ein paar Links und einem Gedicht der Autorin:
(Zahlreiche Links bei Google.de!)
Was über mich erzählt wird
In meinem Schloß brennen fünfundzwanzig Kronleuchter
Und drei Goldfische habe ich in meinem Aquarium schwimmen
Und ich bekomme viertausend Mark für einen Vers
Und arbeite an sechs Zeilen ein Jahr
Und jeden Morgen kann ich mir nach dem ersten Ei auch noch
Ein zweites leisten ganz wie ich will ein Ei oder zwei
Verse des alten Gleim in der Süddeutschen:
Man braucht keine Gelehrsamkeit, um an den anakreontischen Liedern noch Freude zu haben. Wie in den reimlosen Kurzzeilen über den Westwind Zefir die vernünftige Leidenschaft des Enthüllens besungen wird, muss uns frischer erscheinen als noch vor 100 Jahren, weil wir die Muster fast vergessen haben, die in diesen lichten Gedichten, in einer Literatur ohne Originalitätsgebot, variiert werden. Seht, dort schwärmt er um das Mädchen! / Seht, der Zefir jagt das Mädchen! / Seht, jetzt schwärmt er um den Busen! / Seht, jetzt weicht die leichte Seide! / Seht, jetzt zeigt er uns den Busen. /Kommt, wir wollen näher laufen, / Denn er soll uns noch was zeigen! / Jens Bisky, SZ 18.2.03
JOHANN WILHELM LUDWIG GLEIM: Ausgewählte Werke. Herausgegeben von Walter Hettche. Wallstein Verlag, Göttingen 2003. 768 Seiten, 29 Euro.
Ein ganzes Dossier widmet die Süddeutsche am 15.02.03 der Gattung Dichterwitwe: Caroline Pross über die Frauen Bertolt Brechts , Hilmar Klute über Irmgard Born , Witwe von Nicolas Born, Thomas Steinfeld über Ilse Benn.
Die NZZ druckt ein Gedicht von Viteslasv Nezval auf die Stadt Prag und den Angelrutenwald am Bach. / 15.02.03
Wie die NZZ am 15.2.03 berichtet, ist der serbische Autor Aleksandar Tišma in seiner Heimatstadt Novi Sad im Alter von 79 Jahren gestorben.
Nachrufe: FAZ 18.2. / taz 18.2. / NZZ 18.2. / Süddeutsche 18.2. / Die Zeit 09/2003
Tatsächlich gelingt es dem Übersetzer, für die von ihm präzis analysierte Reimtechnik Majakowskis mit ihren vielfach verschlungenen Binnenreimen und Assonanzen sehr dynamische und bildkräftige Entsprechungen zu finden. An einigen Stellen führt die Artifizialität der Reim-Übertragung aber zu manieristisch verschwitzten Nachbildungen. Majakowskis lyrische Antizipation der großen politischen Umwälzung von 1917 liest sich in einer früheren Übertragung von Alfred Edgar Thoß poetisch schlüssig: „Ich, das Gespött der Menschheit von heut, / lang und scharf wie ein schlüpfriges Lied, / ich sehe jenseits des Gebirges der Zeit, / einen Schreitenden, den niemand sieht. / Wo die stumpfen Blicke der Generationen / an den Häuptlingen hungriger Horden verlechzen, / geht, geschmückt mit dem Dornenkranz der Revolutionen, / das Jahr neunzehnhundertsechzehn.“ In seinem Verlangen nach eigensinniger Reimkunst hat Nitzberg die gleiche Stelle in ein recht preziöses Deutsch transferiert, wobei klanglich reizvolle und metaphorisch sehr taube Partien miteinander kollidieren: „Ich, / umgreint von Menschensippen, / ein langer / obszöner Witz, / nehme selbst über zeitliche Klippen / von dem, was da kommt, Notiz. / Denn fern, wo die Augen schlecht sehn, / da schreitet im Dornenkranz / das Jahr neunzehnhundertsechzehn, / als Haupt eines hungernden Aufstands.“ Hier bewährt sich der Übersetzer Nitzberg zwar als jener „Rastelli der Reimkunst“, auf den Peter Rühmkorf schon so manche Eloge gesungen hat. / Michael Braun, FR 15.2.03
Wladimir Majakowski: Tragödie Wladimir Majakowski / Wölkchen in Hosen. Poem. Russisch / Deutsch. Übertragen von Alexander Nitzberg. Urs Engeler Editor, Basel / Weil am Rhein / Wien 2002, 140 Seiten, 14,50 €.
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