Athena Farrokhzad
Aus: Elegien eines Esels
Warum sollte man mir eine größere Aufgabe auferlegt haben
als ich bewältigen kann
Es muss möglich sein, die Toten ein Leben lang zu lieben
Wie eine Stute auf ihrer letzten Wanderung
werde ich einen abgrundtiefen Schrei ausstoßen
Abgemagert werde ich ankommen
mit meiner unversteuerten Last
Ich möchte nur eine Versicherung darüber haben
dass meine Brüder warten, wenn ich es tue
Eine so gewaltige Traurigkeit kann ich nur tragen
im Tausch gegen das Paradies
Aus dem Schwedischen von Clara Sondermann, aus: Delfi. Magazin für neue Literatur. 02-2024, S. 33. Delfi erscheint bei Ullstein.
Athena Farrokhzad ist eine schwedische Lyrikerin, Drehbuchautorin und Literaturkritikerin. Ihre Bücher wurden in 20 Sprachen übersetzt, darunter das Langgedicht Bleiweiss auf Deutsch (kookbooks 2019).
Sie leitet die Literaturabteilung von The House of Culture in Stockholm und hat Lyrikerinnen wie Adrienne Rich, Audre Lorde und Natalie Diaz ins Schwedische übersetzt. Sie ist ehemalige Stipendiatin des Berliner Künstlerprogramms des DAAD.
Clara Sondermann übersetzt Literatur aus skandinavischen Sprachen, darunter Autorinnen wie Athena Farrokhzad, Ursula Andkjær Olsen, Olga Ravn und Jenny Hval. Sie lebt und arbeitet in Hamburg.
Konstantínos Kaváfis
(Κωνσταντίνος Πέτρου Καβάφης; * 29. April 1863 in Alexandria; † 29. April 1933 ebenda)
Um zu bleiben
Ein Uhr in der Nacht war es wohl
oder halb zwei.
In einer Ecke der Taverne;
hinter der hölzernen Trennwand.
Außer uns zweien sonst niemand mehr in dem Raum.
Eine Petroleumlampe gab ihm kaum Licht.
Schlafend, in der Tür, der erschöpfte Kellner.
Keiner würde uns sehn. Aber wir waren
bereits viel zu erregt,
als dass wir daran gedacht, aus Vorsicht.
Halbgeöffnet die Kleider – viele waren es nicht,
denn es brannte der göttliche Monat Juli.
Rausch des Fleisches
unter halbgeöffneten Kleidern;
schnelle Entblößung des Fleisches – die Vorstellung davon,
sechsundzwanzig Jahre hat sie durchschritten; jetzt kam sie,
um zu bleiben in diesem Gedicht.
Aus dem Griechischen von Michael Schroeder, aus: Konstantin Kavafis: Um zu bleiben. Liebesgedichte. Griechisch und deutsch. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1989
Να μείνει
Η ώρα μια την νύχτα θα ’τανε,
ή μιάμιση.
Σε μια γωνιά του καπηλειού·
πίσω απ’ το ξύλινο το χώρισμα.
Εκτός ημών των δυο το μαγαζί όλως διόλου άδειο.
Μια λάμπα πετρελαίου μόλις το φώτιζε.
Κοιμούντανε, στην πόρτα, ο αγρυπνισμένος υπηρέτης.
Δεν θα μας έβλεπε κανείς. Μα κιόλας
είχαμεν εξαφθεί τόσο πολύ,
που γίναμε ακατάλληλοι για προφυλάξεις.
Τα ενδύματα μισοανοίχθηκαν — πολλά δεν ήσαν
γιατί επύρωνε θείος Ιούλιος μήνας.
Σάρκας απόλαυσις ανάμεσα
στα μισοανοιγμένα ενδύματα·
γρήγορο σάρκας γύμνωμα — που το ίνδαλμά του
είκοσι έξι χρόνους διάβηκε· και τώρα ήλθε
να μείνει μες στην ποίησιν αυτή.
[1918, 1919]
Abram Maenner
Freund
nenne ich mich
und schreibe mir
vertrauliche Briefe
aus dem Exil
meiner Jahre
nie kommt
eine schriftliche Antwort
nur meine ferne
Stimme murmelt
am Abend schwer
verständliche Worte
mir zu aus dem Schatten
gründunkler Wälder
sie klingen
wie Rufe nach Hilfe
und ich setze mich
hin um zu schreiben
Aus: Abram Maenner, Findelkinder. Gedichte. Mit einem Nachwort von Leo Kreutzer. Hannover: Wehrhahn, 2017, S. 238
Abram Maenner (1941-2023) war ein deutscher Lyriker und Bildhauer. Mehr bei Lyrikwiki.

Franz Hodjak
(* 27. September 1944 in Hermannstadt, Rumänien, lebt seit 1992 in Deutschland)
grabrede
unsere generation? eins immerhin
ist sicher: man kann sich große worte ersparen
auch lorbeerkränze
oder salut
die begeisterung, liebe anwesenden, war groß
es war so, daß alles anders aussah
die zeit hatte eine andre geschwindigkeit
Brecht marschierte mit qualmender zigarre voran
alles was man tat oder unterließ, hatte ein präzises ziel
selbst der haarschnitt war politisch
nichts erweckte den vertrauten eindruck
daß nichts zu verändern wär
man trank sich zu, nüchtern und engagiert
der postbote, er brachte welt in die köpfe
die gespräche wurden immer länger
doch immer wenn die zukunft greifbar nah schien
war der arm zu kurz
man bog etwas betreten um die ecke
die gegenstände sahen plötzlich aus
als wären es geknickte schwingen
die fragen häuften sich
das telefon von dr. Marx war stets besetzt
man saß nächtelang vor dem radio
man begann sich zu erinnern
einigen halfen kleine kellnerinnen
über die enttäuschungen hinweg
andere waren immer und überall dabei
und das waren auch unsre liebsten clowns
andere standen vor den kinos
andere vor dem paßamt
andere hatten nichts dagegen
andere stellten sich um auf pfeife
und was zu tun war
gründlich
wurde es zerredet
Aus: Franz Hodjak: Sehnsucht nach Feigenschnaps. Ausgewählte Gedichte. Hrsg. Wulf Kirsten. Berlin u. Weimar: Aufbau, 1988, S. 105f. Auch in: Franz Hodjak: Siebenbürgische Sprechübung. Gedichte. Mit einem Nachwort von Werner Söllner. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1990, S. 100f.
Edna St. Vincent Millay
(* 22. Februar 1892 in Rockland, Maine, USA; † 19. Oktober 1950 in Austerlitz, New York)
I read with varying degrees
Of bile the sage philosophies,
Since not a man has wit to purge
His pages of the Vital Urge.
At my head when I was young
Was Monad of all Monads flung ;
And in my ears like any wind
Dubito Ergo Sum was dinned.
When a chair was not a chair
Was when nobody else was there ;
And Bergson's lump of sugar awed
My soul to see how slow it thawed !)
Ich las Philosophien, die
zu viel erläutern – läutern sie
mit weisem Witz den Lebensdrang ?
Nicht einen las ich, dem's gelang.
Die Monade der Monaden,
las ich und verlor den Faden ;
einer raunte mir ins Ohr :
Dubito Ergo Sum und schwor
darauf; und Bergsons Zuckerstück
löste sich langsam auf – ein Trick,
doch meine Seele fiel drauf rein !
Zumutung? oder schlichtweg Schein ?
Aus: Edna St. Vincent Millay: Journal. Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Günter Plessow. Berlin, Schupfart: Engeler, 2024 (Band 25 der Neuen Sammlung), S. 52f
Heute vor 40 Jahren starb der Dichter Erich Arendt. Ich wähle zum Anlass ein Gedicht aus dem Zyklus „Tolú“, den er 1943 bis 1950 im Exil in Kolumbien schrieb.
Erich Arendt
(* 15. April 1903 in Neuruppin; † 25. September 1984 in Wilhelmshorst)
Indiogötter
Aughöhlen, aufgerissen in granitener Leere:
Giganten heben ihren Blick vom Steppenrand.
Aus den entblößten Zähnen dringt die Schwere
erdalten Schweigens bis zum Dach der Andenwand.
Der Tag der bittren wilden Nesseln legt oft seine
glutharten Lippen auf die Stirn, die Grauen sinnt.
Ein greiser Dorn, erhoben aus dem Urgesteine,
steht das Geschlecht dem Gotte zeugungslos im Wind.
Mondwolken streuen Asche auf den Mund der Steppen,
wenn Lava aus des Kraters offner Wunde fließt.
Licht Stern und Donner brechen die Gewesenen nicht.
Mit toten Augen sehn sie, nun die Nacht sich schließt,
durch schwarzes Gras die Indios ihre Armut schleppen,
voll Trauer und granitener Schwere das Gesicht.
Aus: Erich Arendt: Gedichte 1925-1959 (Kritische Werkausgabe Bd. 1. Hrsg. Manfred Schlosser). Berlin: Agora, 2003, S. 225
Schlossers Ausgabe nennt als Textgrundlage für Band 1 „die jeweils erste Druckfassung“. Das ist für den Zyklus der Band „Trug doch die Nacht den Albatros“ (Berlin: Rütten & Loening, 1951). Erich Arendt hat viele Gedichte in späteren Drucken überarbeitet. „Tolú“ erschien selbständig mit dem Untertitel „Gedichte aus Kolumbien“ in der Insel-Bücherei bei Insel Leipzig 1956 (Neuauflage 1973) sowie in dem Sammelband „Aus fünf Jahrzehnten“ (Hinstorff 1968). Die von Gerhard Wolf herausgegebenen „Sämtlichen Gedichte“ in Einzelbänden (beim Rimbaud Verlag Aachen) folgen der Fassung letzter Hand, als die die Inselausgabe von 1973 zu betrachten ist.
Textabweichungen
Außerdem gibt es geringfügige Abweichungen in der Zeichensetzung. In dem Sammelband von 1968 ist das Gedicht datiert: 1945.
Quelle: Erich Arendt: Tolú. Gedichte aus Kolumbien. Hrsg. Gerhard Wolf. Aachen: Rimbaud, 1997, S. 15
Anmerkung
Tolú ist eine Gemeinde im Norden Kolumbiens, direkt am karibischen Meer.
Mehr über den Zyklus bei Planet Lyrik.
Ein Gedicht, aber eins von Ames.
Konstantin Ames
17.09.24
Schulblick. Wie nach einer Landungsoperation
Alles voller Kajaks. Du denkst gar nicht dran
Voll mit Schwänen. Bloß keine Petition starten
Der Start klingt wie Nasse-Wäsche-Dreschen.
Kurz vorm Gastroschiff drehn sie steigend ab.
Herbst wie im guten dt. Schulgedicht.
Das Wasser brav im Landwehrkanal treibt
drin mit zierlichen Kopfschüssen 1 Rattanstuhl
Kronkorken, Urin, Lichtreflexionen
Voll mit Einsitzern, Gedichtnisschwerigkeiten
Der Staat singt, die Grenzen drehen sich
zurück auf Anno Erbsensuppe im
Land Mme Staëls ist Lyr*k die Kunst des Kläglichen
im Staub Brandenburgs wird selbst
d a s noch nach Tarif bezahlt
Schummerig die Sicht auf die Dinge
nach dem Stich einer ›invasiven Art‹
Ludwig Greve
(* 23. September 1924 in Berlin; † 12. Juli 1991 vor Amrum)
September
Heute! Im spiegelnden Fluß
haben die Ufer Zeit.
Sind die Bäume zum Fest
eben an Land gestiegen?
Blätter, dem Licht wie Tropfen verschwistert,
hüllen sie ein.
Aber soviele Brüste
verraten die Göttinnen,
Pflaumen mit keusch beschlagener Haut
und Birne an üppiger Birne –
der Hand, wie zum Betteln geöffnet,
oder den Lippen süßer?
Aller Erinnerung
sind jetzt die Gärten gewachsen.
Die Fülle bereitet Schmerz
und lindert ihn, wo die Astern dorren;
mitten im Lila, dem dunkel
auferstandenen Licht des Sommers,
blendet der neue Tag
und trocknet wie Augen sie.
Er ist der Vater.
Noch stehen seine Geschöpfe
unter dem großen Blick,
leben im Gleichmut; die Bläue
hebt ihre Sterblichkeit auf und macht
das Verlorene wahr.
Dann wird die Sonne schwerer
und hängt inmitten des grün
entfalteten Baums
als eine der Früchte.
Der Schatten daneben
duftet nach Holz und Wein.
Aus: Ludwig Greve: Die Gedichte. Herausgegeben von Reinhard Tgahrt in Zusammenarbeit mit Waltraud Pfäfflin. Mit einem Nachwort von Harald Hartung. Göttingen: Wallstein, 2006, S. 38
Hans Ehrenbaum-Degele
(* 24. Juli 1889 in Berlin; † 28. Juli 1915 am Narew)
Aus dem Zyklus "Die Stadt"
Eins ans andere schwach und morsch gelehnt
Hocken Häuser grau am Straßenrand.
Holperpflaster sinkt in gelben Sand.
Fernen Kieferwäldern zugewandt,
Ist die Stadt verebbend ausgedehnt.
Kohlenwagen, Leierkastendrehn,
Bauplatz, Gärtnereien, endlos Planken.
Wolken, die am Ruß der Essen kranken,
Treiben fort in traurigem Verwehn.
Armut fault aus Kellerlukenmund.
Jedem Kind, das gliederschwach begegnet,
Sind die Haare zottig wie verregnet
Und die Augen trüb und tief und wund.
Und die Fraun gehn schwanger ohne Stolz
Und mit faltigen, vergrämten, bleichen
Angesichtern, die sich alle gleichen.
Grau und traurig muß der Tag verstreichen.
Ganz gelassen falln zuletzt die Leichen
In den schwarzlackierten Kasten Holz.
Aus: Hans Ehrenbaum-Degele (1889-1915): DAS TAUSENDSTE REGIMENT und andere Dichtungen. Mit einem Nachwort hrsg. von Hartmut Vollmer (Vergessene Autoren der Moderne XXII. Hrsg. von Franz-Josef Weber und Karl Riha, Universität-Gesamthochschule Siegen) Siegen 1986, S. 15
Michael Augustin
Drei Dreizeiler
Liebesgedicht
auf den Kotzbeutel geschrieben:
Marmor bricht. Wir nicht.
Auf der Glatze des alten Mannes
spiegelt sich
die Kirschbaumblüte.
Der Nachtwächter schläft.
Da steigt leise der Morgen
durchs Fenster ins Haus.
Aus: Michael Augustin, Immer was zu knabbern. Ausgewählte Gedichte & Miniaturen. Mit 18 Collagen des Autors. Bremen: Temmen, 2023, S. 93
Farhad Ahmadkhan
(* 1968 in Teheran, lebt in Deutschland)
Der heutige Luzifer
In vergangenen Zeiten
kam der Luzifer
vom Morgenstern.
Er führte den neuen Tag heran.
Fackel tragend war er zu Pferde unterwegs.
Er stieg aus dem Meer
und begleitete den Sonnengott.
Aber gestern war er auf der Straße,
in einem Hemd mit Sternenmuster,
lebte gerade in den Tag hinein,
und trug eine Aktentasche, zu Fuß unterwegs.
Er begleitete nur seinen Schatten.
Er grüsste niemanden,
ging artig seines Weges
und kratzte sich mit der rechten Hand
den Kopf und grinste.
Aus: HIER IST IRAN! Persische Lyrik im deutschsprachigen Raum. Herausgegeben von Gerrit Wustmann. Bremen: sujet verlag, 2011, S. 44
Robinson Jeffers
(* 10. Januar 1887 in Allegheny, heute Pittsburgh, Pennsylvania; † 20. Januar 1962 in Carmel-by-the-Sea, Kalifornien)
Der Tag ist ein Gedicht
(19. September 1939)
Heut morgen hielt Hitler in Danzig eine Rede, wir hörten seine Stimme.
Er hat Genie, will sagen, staunenswertes Können,
Mut und Hingabe, darunter die Seele eines kranken Kindes.
Wir hörtens laut und deutlich durch das Wutgejaule.
Ein krankes Kind in Danzig, das plärrt, nach Rache flennt und heult.
Hier war der Tag glutheiß, am Mittag
Stäubte ein Südwind wie ein Hauch vom Höllenschlund etwas Regen
Auf das verdorrte Land. Dann gegen fünf ertanzte das Haus
Von einem leichten Beben. Ohne Schaden. Heut nacht vertrieb ich
mir die Zeit,
Indem ich zusah, wie der rote Mond hinabglitt
In die schwarze See unterm Geflacker trockner Blitze und bei
fernem Donnergrollen.
Wohl, dieser Tag war ein Gedicht, doch zu sehr wie eins von Jeffers,
greulich von zuviel Blut und böser Vorahnung, durch
Mark und Bein dringend, unmenschlich wie ein Habichtschrei.
Deutsch von Eva Hesse, aus: Amerikanische Dichtung. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hrsg. von Eva Hesse und Heinz Ickstadt. München: C. H. Beck, 2000 (Englische und amerikanische Dichtung 4), S. 143
The Day is a Poem
(September 19, 1939)
This morning Hitler spoke in Danzig, we heard his voice.
A man of genius: that is, of amazing
Ability, courage, devotion, cored on a sick child's soul,
Heard clearly through the dog-wrath, a sick child
Wailing in Danzig; invoking destruction and wailing at it.
Here, the day was extremely hot; about noon
A south wind like a blast from hell's mouth spilled a slight rain
On the parched land, and at five a light earthquake
Danced the house, no harm done. Tonight I have been amusing
myself
Watching the blood-red moon droop slowly
Into black sea through bursts of dry lightning and distant thunder.
Well: the day is a poem: but too much
Like one of Jeffers's, crusted with blood and barbaric omens,
Painful to excess, inhuman as a hawk's cry.
Ursula Krechel
(* 4. Dezember 1947 in Trier, lebt in Berlin)
Narkose eines blaugehimmelten Septembertages
Eines blauen Tages stand ich voller Glück
unter einem Baum, von dem die Eicheln sprangen
ein krummbeiniger Köter schnüffelte an der Hinterlassenschaft
eines anderen Hundes. Und in der Wäscherei
entschuldigte sich die gestandene, hocherhitzte Frau
für die Verzögerung, es gab eine betriebliche Schulung
Bügeln und Stärken und das Rechnungswesen acht Stunden lang.
All das schien sehr normal, die Fenster standen offen
flügelweit und breit. Die Zwillinge schrien in Stereo
bis die Kinderfrau jedem einen Apfelschnitz gab
an dem sie lutschten. Ein Rettungshubschrauber ratterte in der Luft.
All dies schien sehr normal, mehr noch, als hätte jemand
du vielleicht oder ein schüchterner Glückspilz
mit einem großäugigen Würfel die richtige Zahl getroffen.
Aus: Ursula Krechel: Jäh erhellte Dunkelheit. Gedichte. Salzburg und Wien: Jung und Jung, 2010, S. 56

Lieber N.N.,
und herzliche Grüße aus Montevideo – in einer Woche bin ich in Stuttgart aus einem besonderen Grund: kieninger/scho ziehen eine „show“ ab.
Das heisst: eine performative Lesereihe „chymische hochzeit“ (ohne den christian rosenkreutz), aber ja: es geht auf den Stuttgarter Hofprediger Johann Valentin Andreae zurück – der nicht nur Theologe war (wie Kepler), sondern eben auch Alchemist.
Wir assoziieren allerdings eher frei – „kochn&schwätzn“ – Chemische Kabinettstückchen (ich): Da Sabine Scho mit Chemie nix am Hut hat, ich kein Oktopus bin, habe ich mir für 2 Termine die Unterstüzuung durch Chemielehrerin Tine gesichert – Martina im Quadrat, sozusagen.
Zunächst – was ist es alles nicht:
Es ist keine knoff hoff show, keine Kimmel Show mit Bob Pflugfelder, keine Harald Lesch Erklärbär Show und auch kein Science Slam.
Erklärbär muss draussen bleiben, es geht um die unmittelbare Erfahrung, um das Staunen, das Erleben, ein Dichten in Dingen, ein „Besprechen der Materie“ – und das macht die Menschheit seit Anbeginn.
Was ist aber Alchemie:
Es ist Protochemie, Vorläufer von Chemie/Pharmazie, als das „Nützliche“, die Welt, die sich der Mensch untertan macht – Waschmittelhersteller, Ciba-Geygi, BASF (zu BASF weiter unten). Es ist die gute alte „Goldmacherei“, der Versuch, rasch reich zu werden, die faszinierende Welt von Tricksern&Täuschern, die oft auf sich selbst reingefallen sind – „gold rush“, manchmal am Galgen endend, manchmal „aus Versehen“ Entdecker, man denke an Böttcher, der statt des goldenen Goldes das „weisse Gold“ – die Porzellanherstellung entwickelte.
In diese Kategorie gehören natürlich auch die Giftmischer(innen), Bierbrauer (Bilsenkraut und was der europäische Wald so anbietet an bewusstseinsverändernden Substanzen – der spitzköpfige Kahling beispielsweise als Magic Mushroom etc)
Und ähnlich wie die Physik zu Zeiten Keplers gab es parallel zu den protochemischen Entwicklungen in der Alchemie (ganz profan: wie stelle ich Essig/Schnaps/Säuren/Laugen/Seifen etc…. her) die „Hohe Alchemie“ als spirituelle Übung, die alchemistische Übungen als Weg zur Läuterung des Ichs betrachteten:
Das ist nicht ganz falsch, denn das langsame Köcheln und Feuern, Gerüche von Kräutern, Farbwechsel, die Beobachtung von Kristallisation, beispielsweise des Alaun, hat durchaus meditative Qualität und lädt geradezu zum Erzählen ein.
Beispiel hierfür ist das berümte Experiment, das Goethe im Faust beschreibt, die weisse Jungfrau, die ins Brautbett gezwungen wird, Beschreibung eigentlich eines Experiments, das Quecksilbersalze beinhaltet.
Ganz kurz zu Kepler: Kepler hat ja Horoskope erstellt (das bekannteste ist sein Horoskop für Wallenstein, das Wallenstein als durchaus treffend empfand, vieles, das Kepler vorhergesagt hatte, sei auch so eingetroffen – Wallensteins Eindruck). Dann wiederum genaue Beobachtungen, die Ausarbeitung der Keplerschen Planetengesetze, die Abfassung des ersten SciFi weltweit „Traum vom Mond“ Somnium.
Astrologie und Astronomie gingen Hand in Hand, Kepler empfand sich als Theologe, empfand die Darstellung der Astronomie als eine Möglichkeit, den Menschen die Schönheit der Schöpfung Gottes nahezubringen
Es ist also nicht verwunderlich, dass auch die Alchemie Entsprechungen herstellte zwischen Metallen und Planeten, bis heute gibt es die Vorstellung von „wie oben so unten“ – die ersten Versuche in der Quantenmechanik, das Kreisen der Elektronen um den Atomkern mathematisch zu erfassen, enthielten die Keplerschen Ellipsen (Erde um die Sonne).
Nun hatte die Chemie einen entscheidenden Nachteil gegenüber der klassichen Physik: Der Gegenstand der Beobachtung ist so klein, dass man da nur mit sehr indirekten Methoden weiterkommt (Spektroskopie, heutzutage rechnergestützt, Computational Chemistry) denn es hopst ja kein Einzelmolekül aus dem Kolben und „entbirgt sich“, es sind alles Verbände von 10 hoch 23, man kommt nur mit (Boltzmann)Statistik weiter, die Eiegenschaften der Elektronen sind wesentlich statistischer Natur (Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik)
Soviel zum Einstieg:
Es geht also darum, ein „Gefühl“ zu entwickeln für die Schönheiten der Chemie/Alchemie/Sprachalchemie – Sprachalchemie hier nicht als unverbindliches Einwerfen diesbezüglicher Vokabeln in Texte, „Mut“ als „Element“ oder „Quantensprung“ oder „Energie“, neuerdings gerne auch mal „Verschränkung“ (und Herrn Dr. Dr. von Lucadou, den Psycholgen, Parapsycholgen und Physiker vollkommen missverstehend).
Es geht darum, das Gschwätz von „Sprachalchemie und Sprachmagie“ endlich mal ernst zu nehmen, die Worte auf den Prüfstand zu stellen:
Was beschreiben sie, was besagen sie? Mehr als Hexeneinmaleins? Wobei Goethes Hexeneinmaleins die genaue Beschreibung eines Magischen Quadrates ist, Quersumme 15. Goethes Sprachalchemie/Chemie war niemals inhaltsleer und hatte immer einen sehr konkreten, beobachtbaren Hintergrund.
Bekannt auch, dass die Wahlverwandtschaften den damaligen Stand der Chemie beschreiben. Bekannt, dass Goethe ein großer Förderer sehr bekannter nun – Pharmazeuten/Chemiker war: Döbereiner mit seinen Triaden (Vorläufer des Periodensystems), F.F. Runge (Mitbegründer der BASF), Goethe „glaubte“ nie an Phlogiston, schade, dass er sich nie mit Lavoisier, dem französischen Chemiker (und Steuereintreiber) traf.
Also hier Goethe – Chemie/Alchemie/Sprachalchemie im Faust. Es ist nicht verwunderlich, dass Heisenberg und Co von Goethes „Faust“ begeistert waren:
Das ging so weit, dass bei einer der Kopenhagener Tagungen (Quantenmechanik) eine Faustparodie aufgeführt wurde. Gretchen war „das Neutrino“, Mephisto wurde von Wolgang Pauli gespielt – hier die Parodie: https://timeline.web.cern.ch/copenhagen-faustparodie . Soviel hierzu: Nun die Inhalte der einzelnen Veranstaltungen:
„Hohe Luft der Philosophie“
Hier geht es um Phänomenlogie, aber auch um Relativität (Hegel war als Gymnasialprof auch für Mathematik und Physik unterwegs) und um „Bildungskraft“ (auch wieter unten im Oktobertermin) – aber es geht einfach auch nur um „Luft“, den gasförmigen Aggregatszustand, hierzu ein paar Demos aus der physikalischen Trickkiste zum Thema Luftdruck (Freihandexperimente – „schwebende Wasser „, „Kerzenaufzug“, eigentlich möchte ich Schweinsblasen mit Helium füllen: Schweinsblasen waren die Luftballons des 18. Jahrhunderts – für gaschemische Experimente.
Aber – ich werde davon Abstand nehmen – auch von der Herstellung von Wasserstoff stattdessen werden wir Bücher und Gummihühnchen an Heliumballons zum Fliegen bringen. „Hohen Duft“ wirds bei der Wasserdampfdestillation geben, Parfumherstellung. Und die „Höhe“ auf Hohen Hacken als Selbstbehinderung demonstriert auch:
Haut&Hegel philosophie haut air haut couture – chaussure haut shoe tattoo (ich werde Schuhe tätowieren „unter die Haut“ – Konkrete Sprachaktion) Und natürlich wird es These Antithese Synthese geben (Farbreaktionen) Und in die „Luft“ geht dann auch die sattsam bekannte Cola-Fontäne, ich führe „Elefantenzahnpasta“ vor:
Hier wieder: „Elefantenzahnpasta“ – ein blöder Name für ein Experiment, das in die Kategorie „Katalyse“ gehört: H2O2 zersetzt sich zu H2O und O2 unter Einfluss von KJ (das aber werde ich nicht groß erzählen, wie gesagt: Erklärbär bleibt draussen), stattdessen soll sich das Publikum am Anblick freuen und an Textalternativen zu „Elefantenzahnpaste“.
Literaturhaus:
Es geht ja auch um den „Blödsinn der Beweise“: Ich meine, ich kann viel erzählen, dass in dem Nachweis von Zucker nach Fehling Kupfersalz reduziert wird und der Sabber im Reagenzglas deshalb von blau nach rot kippt, aber ich kanns genausogut faken: Nehme ich Backpulver mit Rotkohlextrakt und kippe Essig drauf, hab ich denselben Effekt (nahezu) und – die Leute nehmen es mir ab.
Ich kann wunderbar Märchen zu den Demos erzählen – und das wurde auch auf Jahrmärkten so gemacht Erzählen, was alles „Magenbrennen“ verursacht, bisschen Permanganat unter die Substanzen geschmuggelt, Glycerin (wasserfrei!) drauf – Selbstentzündung. Und natürlich hatte der Jahrmarktschreier die verhütenden Mittelchen passenderweise zum Verkauf dabei. Trickster – es war nicht immer Gold, was gemacht wurde.
Nun – was werden „wir“ zeigen – es MUSS um „Desir“ gehen – Liebestränke (Vorgabe Literaturhaus), eine Choreografie: Destille aufbauen, Liebesroman in den Kolben reinschnippeln, Tetrapack „Penner trinken Württemberger“ drauf und kochen – das Destillat anzünden – voilá – es „entzündet sich in Liebe“ (ähm – sehr durchsichtige action), „Liebesgedichte kleinkochen und den Nachweis nach Zucker führen – diesmal kein Fehling, sondern Tollens-Regens (Silberspiegel – auf diese Weise wurden früher Weihnachtskugeln/ Bauernsilber/ Spiegel hergestellt) sieht wunderbar aus – und den Zucker stopf ich vorher in den Gedichtband rein.
Elixiere kochen: den Kolben mit Kräutern befüllen und irgendeinen Melissengeist aus Schnaps kochen (ich weiß nicht, ob wir den „anbieten“ sollen – nachher wird irgendwem schlecht und ich war schuld….). „Liebesbarometer“ – bekannt unter 8-Becher-Reaktion, schließlich noch das „Kältebad der Gefühle“ (Rose schockfrosten in Trockeneis/Aceton und an der Tischkante zerhauen)
Und Plan ist, dass der Tisch (also die „Bühne“) an die Ensembles von Anna Oppermann erinnert (das wird eh passieren, da Tine und ich 2 Destillen aufbauen werden, das Literaturhaus keinen Wasseranschluss hat, werde ich das gute alten Saugheberprinzip bemühen, den Wasservorrat in Giesskannen bereithalten, ab und zu Trockeneis reinschmeissen – Bechergläser und Erlenmeier werden auch rumstehn – Heizplatten und und und ….
und und und: Bewiesen wird nichts, Beweise sind auf dieser Ebene Interpretation: Was zu beweisen war. Oder:
„ich sehe was was du nicht siehst und das ist keine kunst“
Werkstatt Mies van der Rohe Museum Weissenhof (UNESCO)
hier auch die Vorgabe: Gedicht vom Rechten Winkel:
Nun hatte Le Corbusier durchaus Interesse an Alchemie, aber: Auch Le Corbusier verstand 300 Jahre später Alchemie nicht als einen Vorläufer der heutigen Chemie und Pharmazie, vielmehr sah er in der Alchemie eine Metapher für den kreativen Prozess und betrachtete die alchemistischen Prinzipien als Symbole für die Umwandlung von Materialien und Räumen. Eine besondere Bedeutung in diesem Prozess kommen den Gegensatzpaaren zu, die das „Gedicht vom rechten Winkel“ wie ein Leitfaden durchziehen. Auf die Symbolik in Le Corbusiers Langgedicht, auf die Gegensatzpaare von „Ruhe/Bewegung“, „Licht/Schatten“, auf alchemistische Zuordnungen nehmen Kieninger und Scho nicht nur in Texten Bezug, sondern in konkreten Aktionen, wenn sie sich in Demos und wissenschaftlichen Experimenten mit Le Corbusiers Gedicht auseinandersetzen, wenn sie in der „chymischen hochzeit“ aus Metallsalzen und Halbedelsteinen Pigmente und Farben herstellen in einem Prozess, der an alchemistische Verfahren erinnert.
Oder wenn eine Hommage an das „Haus – Tochter der Sonne“ Licht und Schatten in Farbklavieren thematisiert, in Lichtspielen und Chemigrammen unterm blauen Mond („once in a blue moon“) den Erdschatten würdigt, in Schattenspielen die Sonne feiert. Wenn – um ein letztes Beispiel anzuführen – Experimentelles mit Pendeln und anderen Kinetischen Objekten sich „Ruhe“ und „Bewegung“ gönnt.
Also Fotogramme/Cheigramme/Blaupausen – „Gelbes Blutlaugensalz“ und Preussisch Blau etc.
Schattenspiele: „Malen nach Zahlen: Subtraktive und Additive Farbmischung (und Bezug Goethes Farblehre – und Irrtum). Übrigens hat Robert Musil als Ingenieur, der er ja auch war, ein „Farbrad“ entwickelt, sowas Ähnliches werde ich wohl ebenfalls vorführen Max-Planck: Feuerzangenbowle
Hier einige Klassiker – „Chemische Kabinettstückchen“ – es knüpft an den Film an – und die Szene, in der „Hans Pfeiffer“ den Mitschülern „Radium“ vorführt – wir werden Fluoreszenz vorführen –
„Schulstunden“ und „Goethe“:
Bezug auf die Kopenhagener Faustparodie in meinem Text „Faust und Fermi“, Bezug auf Heisenberg (GoetheVerehrer! 😉 ) mit „Breaking Bad“ 2 „Schlüsselszenen“ die Leiche in der Flusssäure und Kristallisation von Meth werden wir „nachspielen“: „Modellorganismus“ Barbiepuppe in organischen Lösungsmitteln und Meth durch Handwärmerflüssigkeitn ersetzen (Natriumacetat).
Gold aus Blei werden wir auch machen ….
Text/Aktion zu Barbenheimer: Barbie heisst Lola, vertreibt Unterwäsche, in einer Talkshow gehts um „Body“ Lola versus „Brain“ Emma Schweizer, in die Talkrunde crasht die Kampfbrigade Zero, Narcos, die Lola als Physikerin brauchen zur Entwickung einer schmutzigen Bombe: Lola hat nicht nur Physik studiert, sondern ist die Enkelin Oppenheimers.
Grund: Es gibt in der Quantenchemie ein sehr wichtiges Prinzip: Die Born-Oppenheimer-Näherung. Übrigens war Olivia Newton-John „Barbie“, die Enkelin des Nobelpreisträgers Max Born – ich würde ihren Hit „lets get physical“ einspielen, aber: Bezahlung der GemaGebühren ist definitiv nicht drin.
„Bildende Kraft der Natur“ „Bildungskraft“ hier verstanden als Selbstorganisierende Prozesse in der Chemie, die wunderschön sind – aber:
tatsächlich nur unzureichend aufgeklärt – oszillierende Reaktionen (Petrischale, ich brauche hierzu einen Overheadprojektor, oder einen Leuchttisch mit Schwanenhalskamera – oder mein Ipad mit entsprechender Halterung –
Und Kapillarkräfte, von F.F. Runge „entdeckt“ (Story von dem Weinfleck auf der Tischdecke und den wunderschönen Mustern des Flecks) – heute unter Papierchromatografie bekannt – das reicht vom KiGaExperiment bis zu ernsthaften Anwendungen und eben: Schönheit.
Texte hierzu zum Thema „Bildungskraft“ und dem Gschwätz von „Steigbildern“ (siehe Anthroposophen)
Bildungstrieb
Bildungstrieb (Nisus formativus), ein von Blumenbach dem allgemeinen Leben und Schaffen der Natur zu Grunde gelegtes, heute nicht mehr in seiner Besonderheit anerkanntes Prinzip der Stoff- und Formbildung, als dessen drei Formen man die E r z e u g u n g , E r n ä h r u n g und R e p r o d u k t i o n bezeichnete. Es war nur ein neuer Name, denn Platons schaffende Idee, die Anima vel Idea plastica, Aura seminalis andrer Philosophen und Physiologen enthielten ganz entsprechende Begriffe, deren Grundfehler darin bestand, daß man an eine für sich bestehende, nicht in der Organisation und Abstammung gegebene und nicht durch die Lebensverhältnisse beeinflußbare morphogenetische Kraft dachte. Vgl. B l u m e n b a c h , Über den B. (Götting. 1791); S u r i n g a r , De nisu formativo (Leiden 1824); gegen den B.: L o t z e , Artikel »Lebenskraft« in Rud. Wagners »Handwörterbuch der Physiologie« sowie dessen »Medizinische Psychologie« (Leipz. 1852) und »Physiologie des körperlichen Lebens« (das. 1851).
Nun!
Alchemie, was kann das?
Viel hilft viel, sagt der Chemiker, wenn mal wieder nichts passiert. Also eine Schaufel drauf vom Peroxo-Irgendwas, desto bumm und Feuerwehr rückt an. Alchemie aber? Protochemie
ein Dichten mit Substanzen, mit Wirkungsweisen, denen der Mensch eine Bedeutung zuweist, die zwar der Vorgang nicht hat, aber der Mensch im Sinn. Ein Beweis. Meist ein irreführender Beweis, ein Nichtbeweis von Tricksern, Betrügern, Narren. Synthese – wenn etwa Farbreaktionen verlaufen, so unterstelle ihnen einen tieferen Grund, den es nicht gibt These Antithese Synthese. Unterstelle Philosophie wo keine ist. Ein Springbrunnen schiesst aus der Flasche – es ist egal, ob es sich um Zersetzung von Wasserstoffperoxid handelt oder um Backpulver. Runges Farbkleckse oder Rorschach, Hauptsache schön.
Aber: so – wie heutzutage von „Sprachalchemie“ geschwafelt wird (schwafel schwefel schwefel) ist das nicht auszuhalten 🙂
Herzlichst Martina Kieninger
Performance: Hier tanze nicht ich (ich bin sportliche Nullkommanix) – es tanzen hier die Moleküle.
Charlotte Werndt
Vielleicht könnte ich wie
Diese Straßenlaterne sein
Das Licht steht dir so gut
Wie nah es dir kommt
Wie es sich auf deine Narben legt
Aber ich bleibe
Hinter deinem Schlüsselbein
Und warte bis es wieder dunkel wird
Aus: Charlotte Werndt: Brustkasten. Gedichte. Köln: parasitenpresse, 2024, S. 22
„Charlotte Werndt, schreibt, fotografiert, übersetzt und unterrichtet. Sie hat Böden und Tresen gewischt, Bürsten und Bier verkauft, für Anwälte und PR-Berater geschrieben; nichts davon umsonst. Sie hat zunächst empirische Sprachwissenschaften und Anglistik studiert und studiert jetzt Englisch und Philosophie auf Lehramt an der Goethe Universität. Sie lebt gerne in Frankfurt am Main.“ (ebd. S. 31)
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