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Veröffentlicht am 7. September 2025 von lyrikzeitung
190 Wörter, 1 Minute Lesezeit
Jonas Thüringer
Bitte zeig di
I hob di scho laung nimmer mehr gseng,
die Erinnerungen verblassen wie a Nebel an oam Herbsttog.
Dei Lächeln kenn i nua mehr vu Büldern,
dei Stimm nua mehr aus Videos.
Owa do is de Nachboarskotz,
sie foigt ma seit a poar Tog auf meine Weg'.
Bist des du?
I sprech so oft zu dia,
führ oan Monolog nach dem ondren
und frog mi, wos des sui.
I vamiss di scho unhamlich,
owa do is da Wind,
er flüstert ma seit a poar Tog auf meine Weg' zua.
Bist des du?
I hear den mia Verbliebnen zua,
trotzdem ist's stü um mi herum.
I woart auf dei Stimm', auf a Zeichn
und do is a Vogl
am Giebel über meim Fenster.
Er weckt mi seit a poar Tog für meine Weg' auf.
Bist des du?
Kau no immer net akzeptiern,
dass du von nun an fuat bist.
Such di überoi, owa find di net auf meine Weg'.
Doch da regt si wos in meim Herzen und i waß,
des bist du.
Aus: Jahrbuch österreichischer Lyrik. Herausgegeben von Alexandra Bernhardt. Wien: Edition Melos, 2023, S. 277
Kategorie: Österreich, DeutschSchlagworte: 2023, österreichische Lyrik, österreichischer Dialekt, Bitte zeig di, Dialektgedicht, Dialektliteratur, Edition Melos, Erinnerung, Giebel, Jahrbuch österreichischer Lyrik, Jonas Thüringer, moderner Dialekt, Nachbarskatze, poetische Trauerverarbeitung, Tiermetapher, Trauer, Verlust, Vogel, Wind, Zeichen
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