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Veröffentlicht am 21. Juli 2025 von lyrikzeitung
170 Wörter, 1 Minute Lesezeit
Maren Kames
Zwei Gedichte
Offenbar geht es darum, das Land zu durchqueren, es womöglich zu besiedeln. Das bin also ich, wie ich das Land durchquere, es mir erschließe. Und ich trage eine große Lampe an der Stirn, einen Detektor für außergewöhnliche Vorkommnisse vor der Brust, einen Expeditionshut, beige, auf dem Kopf, ich trage meinen Kopf, und gegen das gleißende Weiß, die Schneewehen, gegen die vaskuläre Erschlaffung, den anästhesierten Blick formuliere ich widerspenstige Sätze. Ich sage:
Zu gleichen Teilen bin ich der Landschaft ausgesetzt wie die Landschaft mir. Ich bin dem Weiß überlassen, wie das Weiß mir überlassen ist. Hier bin ich der Angst ausgesetzt, hier ist die Angst ausgesetzt. Das Land macht mir zu schaffen, ich mache mich am Land zu schaffen. Ich baue Dinge im Land, mit denen ich das Weiß vermesse oder eindämme, umstelle oder zeitweise überschreite. Ich trage auf und grabe aus, ich sammle und schiebe zusammen. Das sind die Schollen, die ich bilde im Land.
Aus: Maren Kames, Halb Taube halb Pfau. Berlin: Suhrkamp, 2024 (unpaginiert)
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Angst, Aufbrechen und Aufzeichnen, Detektorbild, Experimentalpoesie, Feministische Lyrik, Gegenwartslyrik, Halb Taube halb Pfau, Kames, Landschaft als Spiegel, Lyrik 2020er, Lyrik und Topografie, lyrische Expedition, Maren Kames, Poetik der Durchquerung, Poetik des Raums, Prosagedicht, Schneefeld, Schneelandschaft, Selbstvermessung, Sprachkörper, Sprachlandschaften, Suhrkamp Verlag, Weißmetapher, Widerständige Sprache
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Die Verwendung von „ich sage“ ist mir von Clemens Schittko als Stilmittel vertraut, ich kann sowas nicht lesen, ohne sofort an seine geniale Antilyrik zu denken, als würde jeder andere (mir inklusive) ihn heimlich zitieren…
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