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Teil 18 des Zyklus „Die Befreiung der Alchemie von der Metaffer“ von Martina Kieninger
Wissenschaftliche, alchemistische und mythologische Motive verwirbeln zu einem vielschichtigen Traumgeschehen, in dem Erkenntnis, Zeit und Bewegung wie in einem kosmischen Tanz ineinandergreifen.
Text 18 Gretchentraum Wolfgang Pauli – KeplerFludd
Sie wirds wohl doch nicht tun, die tänzerin, sie wird nicht das klavier ausgießen, das doppelding im spektrum spinklavier am raumrand der als eine nebelspinnerin, die an der kreuzung ihre mondbewegung spinnt und keine sage dazu kennt, nicht wird sie es, so träumt er fort, träumt von einer zeitenspielerin, die aus kannen kenntnis gießt – als doppelpunkt nach kepler alchemie die sonne dort im zahlstrahl über flächen streift überstreifter sonnenbahn im zeigersinn, vom radio zerstrahlt wie eine kanne, die zu boden gießt, aus der erkenntnis fließt, und fort vom kreuzungspunkt im pauliraum von hieroglyphentrinität und zeitentrückt. Er wird doch nicht die zeitentänzerin am sternenort die getreue spinnerin die sich wie haspel spinnt, er wird sie nicht verlassen auf dem kreuzungspunkt im doppelspin der gegenuhr. so gießt er als die hieroglyphenvase fällt, erkenntnis aus, nein, das glaubt er nicht im traum
Wolfgang Pauli (1900–1958) war ein bedeutender Physiker, bekannt für das Pauli-Prinzip in der Quantenmechanik. Er hatte ein starkes Interesse an der Verbindung zwischen Wissenschaft und Mystik und beschäftigte sich intensiv mit C.G. Jungs Archetypenlehre und Alchemie. Sein berühmter „Pauli-Effekt“ – das angebliche Versagen von Experimenten in seiner Nähe – wird oft mit synchronistischen Phänomenen in Verbindung gebracht.
Johannes Kepler (1571–1630) war ein Astronom und Mathematiker, der die Gesetze der Planetenbewegung formulierte und in seiner Harmonices Mundi metaphysische und mathematische Prinzipien vereinte. Er hatte eine stark spekulative Seite und versuchte, Naturwissenschaft mit theologischen und mystischen Vorstellungen zu verbinden.
Robert Fludd (1574–1637) war ein englischer Arzt, Philosoph und Hermetiker, der in der Tradition der Alchemie und Naturmystik stand. Er vertrat eine spekulative Kosmologie, die Elemente der Kabbala, Musiktheorie und Makrokosmos-Mikrokosmos-Analogien enthielt.
Die Verbindung „KeplerFludd“ spielt auf die historische Auseinandersetzung zwischen Kepler und Fludd an: Kepler kritisierte Fludds spekulative, symbolische Naturphilosophie als unwissenschaftlich, während Fludd Keplers rein mathematischen Zugang als unzureichend ansah. In dieser Dichotomie – zwischen exakter Wissenschaft (Kepler, Pauli) und mystischer Spekulation (Fludd, Alchemie) – bewegt sich das Gedicht.
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