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Veröffentlicht am 7. Februar 2025 von lyrikzeitung
Heute wäre Heinz Czechowski 90 Jahre alt. Ich wähle ein Gedicht, das ich vor über 40 Jahren zuerst gelesen habe, in bleierner Zeit, wo Gedichte Trost spenden.
Heinz Czechowski
(* 7. Februar 1935 in Dresden; † 21. Oktober 2009 in Frankfurt am Main)
Was mich betrifft
Erziehungsberechtigt,
Und doch
Ständig erzogen von meinen Erziehern,
Mit gelockerter Zunge
Mündig geworden,
Und doch
Ständig mich anhaltend, den Mund zu halten,
Geh ich
Noch immer im Kreis.
Auf mich also verwiesen
Im Guten und Schlechten,
Teile ich mit:
Was mich betrifft,
So bin ich ich.
Die Zunge der Schlange ist
Geschickter als meine,
Die Haut des Chamäleons
Paßt sich vortrefflicher noch als die meine
Den jeweils herrschenden Umständen an.
Meine Vorzüge, ich gebe es zu,
Sind vergleichsweise gering: aber
Daß ich nicht kriechen kann
Und meine Farbe nicht wechseln
Je nach Belieben,
Ist auch eine Gnade, für die ich
Niemand zu danken habe,
Außer mir selbst.
Aus: Heinz Czechowski: Was mich betrifft. Gedichte. Halle-Leipzig: Mitteldeutscher Verlag, 1981, S. 17
Kategorie: DDR, Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Heinz Czechowski
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Ich dachte heute wieder an Heinz Czechowski, seine Gedichte und Texte lese ich ich immer noch regelmäßig. Schade, daß er doch eher einer der Unbekannten geblieben ist – er war halt kein „Happy happy“-Dichter oder „meinungsstarker Mitmischer“. Ich hatte das Glück, eine kurze, späte Zeit mit ihm ein paar Briefe zu wechseln.
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muss es nicht heißen „niemandem“ wegen Dativ?
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Sei gegrüßt, Niemand!
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Wegen des Dativs 😀
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