Auf sein verstorbnes Weib

John Milton 

(* 9. Dezember 1608 in London; † 8. November 1674, heute vor 350 Jahren, in Bunhill bei London)

Auf seine abgeschiedene Gemahlin

Mir war, als säh mein seliges Gemahl
Ich heimkehrn, wie Alkestis aus dem Grab,
Die Jovis Sohn dem frohen Gatten gab,
Dem Tod mit Macht entrafft, doch schwach und fahl.
Wie eine, der des Kindbetts Fleckenmal
Alten Gesetzes Reinigung getilgt,
Und wie sie einstmals mein erstandener Blick
Gänzlich zu sehen hofft im Himmelssaal,
So kam sie, ganz in Weiß, rein wie ihr Sinn.
Verhüllt die Züge; doch der Traumsicht zeigte
Sie soviel Lieb und Güte – niemals schien
Ein Antlitz heller. Dann, als sie sich neigte,
Um mich zu küssen, ach! bin ich erwacht,
Sie schwand, und Tag schlug wieder mich in Nacht.

Deutsch von Hans Feist, bearbeitet von den Herausgebern der Anthologie „Englische und amerikanische Dichtung 1. Von Chaucer bis Milton. Hrsg. Friedhelm Kemp und Werner von Koppenfels. München: C.H. Beck. 2000, S. 437

Sonnet XXIII. On His Deceased Wife

Methought I saw my late espousèd Saint
Brought to me like Alcestus from the grave,
Who Jove's great Son to her glad Husband gave,
Rescu'd from death by force though pale and faint.
Mine as whom washt from spot of child-bed taint
Purification in the old Law did save,
And such as yet once more I trust to have
Full sight of her in Heav'n without restraint,
Came vested all in white, pure as her mind:
Her face was veil'd, yet to my fancied sight
Love, sweetness, goodness in her person shin'd
So clear, as in no face with more delight.
But O as to embrace me she enclin'd
I wak'd, she fled, and day brought back my night.

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