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Veröffentlicht am 18. Februar 2024 von lyrikzeitung
Heute wäre der 86. Geburtstag von Elke Erb (* 18. Februar 1938 in Scherbach (Rheinland); † 22. Januar 2024 in Berlin). Hier ein Gedicht aus dem 2007 erschienenen Band „Sonanz“.
VON HOLLAND NACH SPANIEN
Man sieht sich doch sehr fern, wenn man von Holland liest. Man kann jeder sein. Wer von Holland liest, ist geistig dort. Die Erhabenheit Hollands rückt es in die Ferne. Die Erhabenheit ist ein Verbund, da kommt eins zum andern. Die Seemacht, Handelsmacht, die Schafzucht, die Linsenschleifer. Nach Spanien jedoch von Holland ist fast nichts. Die Kleinigkeit Frankreich. Auch die Pyrenäen sind nichts, im Gegenteil: kaum ihr Name, und schon ist man hinüber. Man kauft in Spanien Fleisch. In den Herbergen fragt man nach einem freien Bett und Topf und Feuer. Sie sind zu wenige Leute, für Reisende kochen sie nicht. So trägt jeder Seins bei sich, der da in Spanien reist. Das Zeitalter ist der Barock. Der Mond ist nicht bewohnt, wir sind nicht unbescheiden.
(29.1.2004)
Aus: Elke Erb, Sonanz. 5-Minuten-Notate. Basel, Weil am Rhein: Urs Engeler, 2008, S. 87
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Elke Erb
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