Worte

Joan Brossa i Cuervo

(* 19. Januar 1919 in Barcelona; † 30. Dezember 1998 ebenda) 

Worte

Die Sprache hab ich, Fabeln zu erklären
und Geist und Herz durch Namen zu beschwören;
die Lettern formen Worte, die ich reihe
und denen ich durch die Grammatik Sinn verleihe.

In der Gestalt der unverletzten Sprache bildet sich
ein Satz zum Fuß, ein anderer zur Hand;
Namen und Dinge eint ein innres Band.
So, meine Herrn, für heute schweige ich.

Hier habt ihr Sonne, Mond, Haus und Zisterne,
Schatten und Himmel, Regenschirm und Fluß:
ein jedes Wort dem innern Bilde folgen muß;
vom Speichel dessen, der es ausspricht, schweig ich gerne.

Vielleicht, ich weiß es nicht, kommt jener Tag,
da ich das Wort als Wort und doch als freies Ding zu schreiben einst vermag.

(1965/66)

Aus dem Katalanischen von Tilbert Stegmann, aus: Ein Spiel von Spiegeln. Katalanische Lyrik des 20. Jahrhunderts. Mit 7 Farbzeichnungen und 3 Collagen von Antoni Tàpies. Katalanisch und deutsch. Leipzig: Reclam, 1987, S. 139

Mots

Tinc un llenguatge per a explicar faules
i designar conjurs de cor i ment;
conjunts de lletres formen les paraules
que jo articulo gramaticalment.

Amb l'estructura de la llengua intacta
si una frase és el peu, l'altra la mà;
coses i noms per dins tenen un pacte.
- Senyors, avui no passo més enllà.

Heus aquí lluna, sol, casa, cisterna;
heus aquí ombra, cel, paraigua, riu;
té cada mot la seva imatge interna
a part de la saliva de qui el diu.

Jo no sé pas si un dia podré escriure
el mot en tant que mot i objecte lliure.

Ebd. S. 134

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