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Veröffentlicht am 28. Oktober 2023 von lyrikzeitung
Christian Morgenstern
(* 6. Mai 1871 in München; † 31. März 1914 in Untermais, Tirol, Österreich-Ungarn)
DER DICHTER Ein lang Gewand streng wallender Terzinen, des blauer Saum die Erde fast berührte, umfloß den Dichter, wie er mir erschienen. Die edlen Füße staken in Sonetten, indes das Band, das ihm die Stirne schnürte, aus Epigrammen war, gleich goldnen Bienen, die sich im Mondschein aneinanderketten. So schritt er sanft und schürzte sein Ghasel, gelassen, gleich dem stolzen Beduinen. Ich barg mein Haupt am Rhythmus der Terzinen ... Fern graste der Gewöhnlichkeit Kamel.
Aus: Christian Morgenstern, Werke und Briefe. Kommentierte Ausgabe. Band II. Humoristische Lyrik. Herausgegeben von Maurice Cureau. Stuttgart: Urachhaus, 1990, S. 395.
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Christian Morgenstern
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