Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Papenfußserie #4. Im Jahr 1990 kamen gleich drei Bücher von Bert Papenfuß heraus. Unsere Nummer 4 erschien bei Steidl reich illustriert von A.R. Penck. Nicht illustriert – Penck hat jede einzelne Seite gestaltet mit Zeichnungen auf leeren Seiten und ebenso um jeden Text herum, kein weißer Raum nirgends. Ich wähle daraus einen Klassiker. Schon 1990 wurde er so empfunden. Sarah Kirsch, die im Gefolge der Ausbürgerung Wolf Biermanns (der für Papenfuß ein rotes Tuch war wie umgekehrt auch) aus der DDR ausgereist war, hatte irgendwann im Sommer 1990 eine Lesung in der Greifswalder Jakobikirche. Neben eigenen Gedichten las sie einige (?) Gedichte junger Autoren, glaube ich, genau weiß ich es nur von diesem einen Gedicht von Papenfuß, dem sie Bewunderung zollte. Es drückt des jungen Dichters Distanz zur „Wende“ in der DDR aus, die er sich weigerte „Revolution“ zu nennen. Wer hätte damals denken können, wie beklemmend aktuell es sich 33 Jahre später lesen würde?

Aus: tiské. Mit Zeichnungen von A. R. Penck. Göttingen: Steidl Verlag 1990, S. 69.
Zur Erläuterung für Ortsfremde: „Fischköppe“ war in der DDR ein Spott- und Schimpfwort für die Bewohner des Nordens, des heutigen Mecklenburg-Vorpommern (Gegenbegriff zu „Sachsen“). Radeberger ist ein Bier aus Sachsen, Nordhäuser und Richtenberger sind damals allseits beliebte Schnapsmarken aus Thüringen und Vorpommern. Pritzwalk, Fläming und Wittstock sind Orte bzw. Gegenden des Landes DDR, die sicher auch ihre Alkoholika hatten. Es wurde viel getrunken, privat und im Dienst. Nachtspeicheröfen waren ein begehrter und entsprechend, sprich rarer Gebrauchsgegenstand (und, anders als der Schnaps, Mangelware).
Neueste Kommentare